Muss Reklame so billig sein? Oder: Körperverletzung bei Facebook

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So kommt die Belästigung bei Facebook daher

Mal eine Frage in die Runde: Bin ich der Einzige hier, der seit Wochen bei Facebook von den „7 größten Irrtümern beim Uhrenverkauf“ belästigt wird? Dem täglich neu dieser Werbe-Post in die Timeline gedrückt wird mit der Frage „Muss eine gute Uhr teuer sein?“. Für alle, die es verpasst haben, links ein kleiner Screenshot, wie dieses so genannte Online-Marketing penetrant daher kommt.

Doch eins vorab: Lieber Herr Dürmeister, dieser kleine Text richtet sich weder gegen Sie persönlich (wir kennen uns leider nicht), noch gegen Ihre handwerkliche Leistung oder Ihre Uhren. Es ist ausschließlich die Art und Weise des Online-Auftrittes im sozialen Netzwerk, die mich schauern lässt. So ganz scheinen Sie selbst von dem Filmchen nicht überzeugt zu sein, denn auf Ihrer wirklich gut gemachten Homepage kann ich die bewegten Bilder nicht finden. Sei’s drum, zurück zu Thema:

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Nack Klick: Ein netter Herr hätte gerne Ihre Daten – warum wohl???

Ich schaute mir also  neugierig (und reklameaffin) wie ich bin, das „Gratisvideo“ an, das mir „INSIDER-WISSEN vom Meisteruhtmacher“ in Versalschrift und nur „für Uhrenfreunde“ versprach. Ich möchte niemanden davon abhalten, Selbiges zu tun, denn es ist durchaus die ein oder andere Wahrheit in den (schlecht abgelesenen) Worten des Sprechers verborgen.

Doch dann wird’s bitter: An der Stelle, an der konkret über Marken gesprochen wird. Kennen Sie Longines und Hublot? Bestimmt, denn Sie sind Connoisseur. Übrigens ein französisch ausgesprochenes Wort. Wie auch die beiden vorher genannten Marken. Im Video kommen Sie allerdings als „Long-gie-ness“ und „Hu-blott“ daher – vielleicht die mir bisher unbekannten deutschen Schwestermarken? Oder doch der unentdeckte „8.Irrtum beim Uhrenkauf“. Kann passieren – Schwamm drüber.

Was nicht vorkommen darf, ist die Grob-Verarsche, wenn es darum geht, aus den „Irrtümern“ auch noch Kapital zu schlagen. Ich habe nix dagegen, wenn Sie Ihre „Checkliste“ verkaufen. Nix gegen einen fairen Deal, ich selbst habe auch ein Buch geschrieben, das ich nur im seltensten Falle verschenke. Wäre es nicht fair gewesen, besonders als investigativer Uhren-Irrtums-Aufdecker, ein klares „Kannste kaufen – für nur 19,- Euro“ ins Netz zu rufen? Aber nein, Sie stellen sich noch als Gutmensch hin, denn „Diese Checkliste verkaufen wir nicht, wir geben sie für eine Schutzgebühr von 19,- Euro an ausgewählte Interessenten weiter“.

Ich zitiere meine Freundin Vicky Pedia: „Die Schutzgebühr ist nicht kostendeckend. Sie ist eine Alternative zur kostenlosen Abgabe und gibt dem ansonsten zu verschenkenden Kaufgegenstand eine gewisse Wertigkeit.“ Zumindest das mit der Wertigkeit hat nicht geklappt…schade.

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Die Homepage: Wirklich gut gemacht – mit Abstrichen

Wenigstens ist es Ihnen gelungen, mich auf Ihre Seite zu führen, auf der Sie meine persönliche Luxusuhr „direkt vom Meisterbetrieb, daher 70% günstiger als von klassischen Maßuhrenherstellern“ anbieten. Ab 1.599,-Euro. Frage: Warum muss diese Uhr so teuer sein? Eine „gute“ bekomme ich schon ab locker 300,- €.

Da passt doch der rechte Screen, der dem Video-Genuss vorgeschaltet wird. Bei der Frage „zu viel bezahlt“ zeigt der (wohl aus Eigeninteresse) unkenntlich gemachte Herr auf eine Uhr – eine aus Ihrem Hause? Zu unser aller Glück ist das Video „100% Gratis und Kein Risiko“ – außer dem Erlernen falscher Uhrennamen-Prononcenationen.

Vielleicht komme ich auf Ihr Angebot zurück – aber nur, wenn Sie mir vorher verraten, was ein klassischer Maßuhrenhersteller ist.

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