Die TAG Heuer Monaco – mit Ecken und Kanten
Es dürfte jedem auch weniger uhreninteressierten Lesern aufgefallen sein: Sie befinden sich in der absoluten Minderheit, die rechteckigen oder gar quadratischen Vertreterinnen der Horlogerie. Die Zeit läuft im Kreis und dementsprechend sollte sich bitte auch ein Uhrgehäuse nach dieser Vorgabe richten. Rund ist gesund, vielleicht noch leicht oval oder tonnenförmig. Ach wäre es bei uns Menschen doch ähnlich (gerade nach den Feiertagen).
Wenige Hersteller wagten oder wagen sich ernsthaft an die kantige Form. Wenn allerdings, dann ist gerade diese Optik oft markenprägend. Denken wir nur an die Cartier Santos – in den vier Ecken zwar leicht abgerundet, aber in der Gesamtform doch als eckig zu bezeichnen. Hi und da findet sich auch bei anderen Uhrenbauern ein Nischenmodell, das dann aber auch genau dort bleibt: schön brav in seiner Nische.
Schnell noch zwei faszinierende Fakten rund (!) um die eckige Uhr: Sie wirken größer als ihre runden Schwestern. Ein 39mm Rundgehäuse ist als Männergröße fast schon unten durch, während ein gleich breites, eckiges Exemplar vielen bereits zu groß am Handgelenk scheint. Und was ich selbst er nach vielen Jahren der intensiven Forschung herausgefunden habe: Auch eckige Uhren haben runde Zahnräder. Verdammte Inkonsequenz…
So wirklich viel Eckiges ist auf dem Markt nicht zu finden, ich habe hier ien mal ein paar Beispiele aus meiner Sammel-Historie zusammengetragen. Sie merken, ein paar davon wären jetzt auch Ihnen eigefallen. Na klar, Die Reverso von Jaeger-LeCoultre und die Santos von Cartier. Auch wenn es bei der, ähnlich der Seventies von Glashütte Original, in den Ecken wieder ziemlich rund geht.
Wäre da nicht vor genau 50 Jahren der Herr Heuer gewesen, der sich dachte: „Quadratisch, praktisch, gut. Ich bau die erste quadratische Uhr, die auch wirklich wasserdich ist!“ Ein Jahr später ban er dem Herrn McQueen eine blaue Monaco bei den Dreharbeiten zum Rennfilm-Klassiker „Le Mans“ anno 1970 ums Handgelenk. Seither sind die vier Seiten à 39 mm Kult bei einer kleinen aber eingeschworenen Fangemeinde. Aber blau sollte sie sein, so wie das Original im Film. Heute braucht es zwei Dutzend Influenzer und unzählige Instagram-Posts, um eine ähnliche Wirkung bei der Zielgruppe zu erreichen.
Längst hat sich TAG mit Heuer zusammengeschlossen und die Monaco hat Steve McQueen überlebt. Die Farben innerhalb des Quadrates wurden variabler, und eine Vielzahl von Zifferblatt-Varianten kamen und gingen (zum Glück!). Wirklich begehrt sind nur die Klassiker in Blau und die gestreiften Neuauflagen der GULF-Editionen.
Zwei Kaliber schlagen in ihrer Brust: Das „Calibre 11“, bei dem sich die Krone scheinbar auf die falsche Seite, nämlich die linke, verirrt hat. Auf der Retro-Welle reitend verziert man das Zifferblatt und die Schließe mit dem „alten“ HEUER Schriftzug. Die wirklich alten Heuer sind heuer (5 Euro in die Wortspielkasse) fast unbezahlbar und gehören zu den begehrtesten Vintage-Uhren auf dem Markt. Doch gerade hier heißt es: Augen auf und nur beim seriösen Fachmann kaufen. Da wird viel geschummelt und gebastelt für noch mehr Geld.
Weiterhin im Programm ist das klassische „Calibre 12“, das mit dem bekannten TAG-HEUER-Logo gelabelt ist. Markentechnisch recht zweifelhaft, da den Laien verwirrend. Das Kaliber 12 basiert auf einem ETA 2892 mit einem Modul von Dubois Dépraz. Zusätzlich bietet TAG Heuer heute die kronerechtstragende Version mit dem Manufaktur-Kaliber 02 an, wofür der Kunde 500,- Euro mehr berappen muss. Hier mal ein paar optische Varianten des 12er Kalibers.
Schauen wir mal, wie viele Monegassen es in Zukunft geben wird und ob sie ihrem Ruf als wertstabile Sammleruhren weiterhin gerecht werden. Mir wäre es ein digitaler Dorn im Auge, wenn auch die Monaco als Gehäuse für eine Smartwatch herhalten müsste. So geschehen bei der „TAG Heuer Connected“, die optisch an die Carrera-Modelle angelehnt ist.
Und noch eins macht die Monaco – bei mir – so beliebt: An kaum eine andere Uhr kann man so schöne Bänder maßschneidern. Ein gerader Bandanschluss passt nun mal am besten an ein quadratisches Gehäuse. Und bei kaum einer anderen Uhr passt schwarz so perfekt an schwarz, ohne langweilig zu werden. Hier am Beispiel von Alligator-Hornback und Perlrochen.
Wer ein wenig mehr Vintage mag, der richtet sich und seine Bänderwahl exakt nach den farbigen Indizes – und schon wird aus einem dezenten Viereck ein absoluter Hingucker am Handgelenk. Hier mit Bändern von „Greenpilot-watchstraps“ und von „Corrigia“. Die folgenden beiden Uhren sehen Sie weiter oben mit dem Original-(Langweiler)-Band. Ich glaube über den Unterschied müssen wir nicht reden.
Wie man verhaltensauffällige Streifen auch auf das Armband überträgt zeigt „Custom-Strap“. Udo Rettner fertigt diese Bändersets für meinen Shop www.bandwexel.de und schafft damit Kunstwerke aus Leder, die fast zu schade sind, um sie an eine Uhr zu montieren. Ich empfehle es doch zu tun, denn das Ergebnis ist grandios.
Für mich persönlich ist die Monaco eine meiner vier „ewigen“ Uhren. Neben zwei älteren Kronen und einer Moonwatch findet sie regelmäßig den Weg an mein Handgelenk und hat den höchsten Wiedererkennungswert – auch bei Uhren-Laien. Und sie erinnert mich immer wieder an eins: Mit ein paar Ecken und Kanten macht das Leben einfach mehr Spaß.
P.S. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass es auch Stahl gibt, den man an die Monaco montieren kann. Auch bei dieser originalen Bandvariante bleibt die Uhr ihrer Sonderstellung treu. Viel schöner kann ein Stahlband nicht sein.
3 Comments
Sehr schöne außergewöhnliche Uhr, wie immer ein schöner Artikel und alles superschöne Bänder . Ich hab mir für meine Cal.11 eines von greenpilot-watchstraps für die Originale Faltschließe anfertigen lassen und bin glücklich damit.
Freue mich auf weitere Unterhaltsame Berichte vom Herr‘n Strohm und grüße alle Follower
Bernhard Lück
Tolle Zusammenfassung meiner Lieblingsuhr.
Ich werde mir meinen langen Wunsch eine Cal.11 zu besitzen bald erfüllen.
Die individuellen Armbänder sind wirklich sehr stimmig an dieser klassischen Uhr.
Danke für den Bericht und ein schönes Wochenende
Hallo Herr Strohm, Sie sprechen mir aus der Seele, passender könnte der Bericht nicht sein und erscheinen……. habe mir vor 2 Tagen endlich die blaue cal 11 gekauft.
Danke für diesen schönen Bericht und das Lob.
Gruß Udo