Uhrentest: Montblanc Timewalker „Urban Speed“ UTC
Wieder mal eine Uhr, die mich überrascht hat. Und zwar auf eine ganz besondere Art und Weise, obwohl sie nun nicht meine erste Timewalker ist. Aber fangen wir erst einmal mit dem vollständigen Namen des Kindes an:
Montblanc Timewalker Urban Speed UTC
Für alle die, die es immer noch nicht wahr haben wollen. Mit Montblanc kann man nicht nur schreiben, sondern auch lesen – und zwar die Zeit ab. Das vor über 100 Jahren in Hamburg gegründete Unternehmen ist zwischenzeitlich Teil der Richemont Group und manufaktiert in der Schweiz feinste Haut Horlogerie. In vielen Sammlerkreisen immer noch unterschätzt und ignoriert. Lassen wir aber den Hersteller erst einmal selbst zu Wort kommen
Das schreibt Montblanc über die Uhr:
Eine zweite Zeitzone, die auf die koordinierte Weltzeit (UTC) abgestimmt ist, macht aus der Montblanc TimeWalker Urban Speed UTC den perfekten Begleiter für alle Vielreisenden. Die Zeit in der aktuellen Zeitzone wird auf der inneren 12-Stundenskala angezeigt, während die Stunden der zweiten Zeitzone von der 24-Stundenskala auf dem Höhenring abgelesen werden können, der ebenfalls eine Tag-/Nachtanzeige bietet. Auf dem meisterhaft gefertigten, schwarzen Zifferblatt spiegelt sich ebenfalls die ganze Leistung der Uhr. Die mittlere Ebene, die sich über das Zentrum und den Rand des Zifferblatts erstreckt, ist mit einem feinen, runden Rillenmuster verziert. Das Rot des Sekundenzeigers sorgt für einen markanten Kontrast zum sportlich-schwarzen Zifferblatt. Das von der Montblanc Pelletteria in Florenz gefertigte Lederarmband ist ebenso stilvoll wie funktional. Aus Montblanc Extreme Leder – einem Hochleistungsmaterial aus speziell behandeltem Rindsleder in Karbonoptik – gefertigt, ist es höchst unempfindlich gegenüber Hitze, Kratzern und Wasser. Weniger anzeigen
Die technischen Daten:
Ident. Nummer: 113876
Kaliber: MB 24.05
Uhrwerk Typ: Automatik
Kaliber: MB 24.05
Gangreserve: Ca. 42 h
Frequenz: 28.800/h, 21 Lagersteine
Gehäusegröße: 41-43 mm
Höhe: 11 mm
Gehäuse
Material: Edelstahl mit schwarzer DLC-Beschichtung
Zifferblatt: Schwarzes Zifferblatt, Indexe und Ziffern mit Leuchtbeschichtung
Lünette: Feststehend, aus Edelstahl mit schwarzer DLC-Beschichtung
Saphirglas: Gewölbter Saphir-Kristall mit entspiegeltem Bezug
Krone: Unverschraubte Krone, 1 Dichtungsring, Edelstahl mit schwarzer DLC-Beschichtung
Zeiger: Rhodinierte Leuchtzeiger für Stunden und Minuten und roter Sekundenzeiger
Abstand Hörner/Breite der Schliesse: 22/20 mm
Wasserdichtigkeit: 3 bar (30 m)
Armband
Material: Montblanc Extreme High-Performance-Leder
Farbe: Schwarz
Schließe: Dornschließe aus Edelstahl
Nun mal zum ersten Eindruck:
Das Auspacken gehört nicht zu den Highlight der Uhr, denn die schwarze, mittelmäßig attraktive Box findet sich in einem zu dünnen und daher anfälligen Karton. Spätestens nach 3x rein und draus hat der Karton Macken und ist ausgerissen. Das mögen Sammler so gar nicht. Das Booklet liegt lose im Karton – das machen selbst preiswerte Anbieter besser und liebevoller. Und wir reden hier von einem Gesamtpaket, das knapp 4.000,- Euro kostet.
Hurtig ausgepackt wartet auf mich der zweite Stirnrunzler: Das Band. Wie…Karbon? Ach nö, das ist ja so gar nicht meins. Anfassen, befummeln, nachlesen – Entwarnung. Es handelt sich um (Achtung, ein Highlight der Marketing-Kreativität): Montblanc Extreme High-Performance-Leder. Aha. Macht auf mich einen extrem unflexibelen Eindruck.
So, und jetzt kommen wir zu der ersten Überraschung, die ich oben beschrieben habe: Der Eindruck täuscht, denn hat man das Band erst einmal angelegt (auch wenn das noch ein wenig sperrig ist) so passt sich das Leder schnell der Form des Armes an und – trägt sich ganz hervorragend.
Was noch direkt auffällt: Die Uhr ist recht leicht – und schwarz. Aber das ist bei DLC-Beschichtung so üblich. Ich habe bereits zwei Timewalker besessen, jeweils Edelstahl, eine mit silbernem und eine mit schwarzem Lack-Zifferblatt.
Dreimal das gleiche Gehäuse, dreimal ein vollkommen anderer Eindruck. Das gilt es wohl noch zu ergründen…
Ablesbarkeit:
Das Positive vorweg: Der rote Sekundenzeiger lässt sich hervorragend ablesen. Liegt wohl an seiner roten Farbe. Die anderen drei Zeiger hinken da ziemlich hinterher. Rhodiniert auf schwarz, da ist bei der Stunde und der Minute in dem meisten Fällen nur der dünne Leuchtmasse-Streifen in der Mitte zu erkennen. Der GMT – sorry, der UTC-Zeiger schmückt sich an seiner Spitze mit einem roten Quadrat. Passt schön zur Sekunde – nicht mehr und nicht weniger.
Zifferblatt:
Das schwarze Zifferblatt ist vierteilig gestaltet, durch verschiedene Schliffe abgesetzt. Der Rundschliff in der Mitte lässt das Blatt erscheinen wie…ich will’s gar nicht sagen…wie: Plastik. Das Lichtspiel auf den glatten und geschliffenen Flächen ist weder der Ablesbarkeit zuträglich, noch macht es die Optik wertiger. Was vielleicht bei einem silbernen Zifferblatt funktioniert, geht für mich hier optisch in die Hose. Da war sie nun, meine zweite Überraschung.
Gehäuse und Schließe
Beides DLC beschichtet in sehr hochwertiger Verarbeitung. Die Flächen wirken sehr matt, fast wie gebürstet. Schwarz macht schlank, auch bei dieser Uhr, dessen Gehäuse dadurch locker mal 1-2 mm kleiner wirkt.
Tragekomfort:
Gut, nachdem sich das Band an das Handgelenk „gewöhnt“ hat. Die Uhr ist leicht, was dem Tragekomfort natürlich entgegen kommt.
Image-Faktor:
Wie eingangs schon geschrieben, Montblanc als Uhrenhersteller arbeitet hart am Image einer ernstzunehmenden Manufaktur. Sie sind auf einem guten Weg und die Modellreihe „Timewalker“ wird wohl im sportlichen Bereich ihren Teil dazu beitragen. Das Preissegment von unter 3k bis über 6k ist natürlich kuschelig eng besetzt. Da muss sich auch die Timewalker erst ihre Nische schaffen.
Werthaltigkeit:
Die Werthaltigkeit läuft meist im Gleichschritt mit dem Image. Bisher waren die Timewalker-Modell auch im Wiederverkauf unter Sammlern noch die wertstabilsten. Bei den DLC-Modellen habe ich da so meine Zweifel.
Wer trägt sie:
Mit dieser Uhr wird eine deutlich jüngere Zielgruppe angesprochen, als mit den Linien „Heritage“ oder „Star“. Ein wenig Carbon- und Racing-Look, viel schwarz und rote Kontrastpunkte. Ob allerdings die Zielgruppe zwischen 25 und 45 auch die 4.000,- oder mehr Euro für ein Timewalker-Modell auf den Tisch des Hauses Montblanc blättern – das wird die Zeit zeigen.
Man trägt sie zu:
Einem sportlichen Outfit. Weißes Hemd, hoch gekrämpelte Ärmel oder schwarzes Polo. Trotz DLC passt sie nicht so recht zum schwarzen Anzug.
Fazit:
Eine Timewalker, die aus dem Rahmen fällt. Eine schöne Uhr, die aber nicht die Wertigkeit der 4k-Klasse widerspiegelt. Mit dem Zifferblatt konnte ich mich nicht anfreunden, das schwarz lackierte meiner ersten Timewalker wirkte auf mich wesentlich edler. Das charakteristische Gehäuse der Modellreihe geht leider im schwarzen DLC-Outfit etwas unter.
Und jetzt: Schöne Bilder.
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