Über Geschmack lässt, sorry: muss man sich streiten.

Und über fehlenden Geschmack kann man … sich wundern … und auch manchmal ärgern.

Der geneigte Leser von „Herr Strohms Uhrsachen“ weiß um meine Liebe zu ledrigen Uhrenhalter, sprich: hochwertigen Lederbändern, die den Charakter einer Uhr hervorheben. Oder manchmal das einzig Charakteristische an der Kombination sind.

Ich sehe es als persönliche Herausforderung, die werksausgelieferte Uhr-Band-Kombination einiger Hersteller nicht nur zu erneuern, sondern sie auch im Sinne des Trägers zu optimieren. Eine Herausforderung, die oftmals gar keine ist. Denn was uns da so mancher Anbieter (auch im gehobenen Preissegment) als Gehäusehalterung zwischen den Stegen anbietet, gleicht wohl eher einem geprägten Restlederstreifen in Weichholzqualität, als einem hochwertigen Alligatorband.

Der Uhrensammler nebst schmerzendem Handgelenk wundert sich über den fehlenden Qualitätsanspruch des Herstellers – ist das Uhrenarmband doch maßgeblich für den Tragekomfort verantwortlich. Oder hängt es doch wie immer am Finanziellen? Ich habe noch die Worte eines deutschen Uhrenbauers in den Ohren, der mich auf einer der renommierten Messen allen Ernstes Glauben machen wollte, dass ein Einkaufspreis von 40,- Euro für ein maßgefertigtes Armband seine gesamte Kalkulation zerstören würde. Wir sprachen dabei gerade über eine Uhr, die für zweieinhalb Tausender über die Theke gehen sollte. Was bedeutet schon ein billiges Band, wenn man einen teuren Controller hat.

Ja, Qualität hat ihren Preis – das lassen uns doch gerade die Uhrenbauer wissen. „Was nix koscht, das is nix!“ Das ließ mich Oma immer wissen, keine Uhrenbauerin, aber eine weise Frau.

Eine Zutat, die jeder Hersteller kostenlos zu seinen Bändern mitliefern könnte, wäre der gute Geschmack. In Form von einem feinen Gespür für Materialien und vor allem Farben. Man kann es sich natürlich einfach machen: Schwarzes Zifferblatt – schwarzes Band. Silbernes Zifferblatt – braunes Band. Der deutsche Businessmann trägt ja auch entweder einen schwarzen oder einen braunen Anzug. Oder einen blauen, da geht schwarz…oder braun…oder…nix oder.

Doch was ist zu tun, wenn sich der Uhrendesigner mal nicht an die Schwarz-Braun-Blindheit der Finanzabteilung hält? Dann kommen solche wunderbaren Uhren wie diese Zenith auf den Markt: Stahlgehäuse, silbernes Zifferblatt und roségoldene Zeiger. Ein Träumchen.

Bitte nicht zu früh freuen, das ist nicht das Originalband!

Bis zu dem Zeitpunkt, als in der Endmontage das Band drangenagelt wurde – aus der Traum. Das Lospech fiel auf braun. Und zwar genau das Braun, das nicht rechtzeitig bei drei auf den Bäumen war. Also irgendein Braun. Haben Sie nicht auch gerade das Gefühl, genau dieses Band schon an einem halben Dutzend anderer Uhren gesehen und getragen zu haben?

Das ist das Originalband

Ich schätze die Marke Zenith, die Uhren sind mit dem El Primero-Werk über jeden Zweifel erhaben. Aber wenn für ein solches, farblich nicht passendes Band als Originalzubehör ein paar Hundert Euro verlangt werden, trübt sich die Begeisterung merklich ein.

Wird da im Dunkeln montiert? Kann man nicht wenigstens versuchen, farblich auf die Uhr einzugehen? Oder müssen dann extra neue Bänder bestellt werden, vielleicht sogar in einem „wilden“ Farbton? Die folgenden Bilder zeigen, dass es absolut möglich ist, ein harmonisches Gesamtbild mit Uhr und Band zu erzeugen.

Glattleder oder Rauleder in Goldbraun, aber auch ein graues Vintageband mit hellbraunen Nähten funktioniert hervorragend.

Gleiches gilt auch für die wenig geliebten Bicolor-Varianten wirklich gut verkäuflicher Uhren. Diese Speedmaster ist eines der Opfer des „Was haben wir denn noch in der Schublade?“-Auswahlverfahrens für Uhrenbänder. Dann nehmen wir eben das altbekannte Neunzigerjahre-Stahlband, das passt zumindest von der Stegbreite an alles und zu jedem. Ich habe manchmal den Eindruck, nach der Gehäuseproduktion ruft irgendjemand in die Werkhalle: „Aufhören mit Mühegeben – jetzt wird das Band montiert!“

Ach, was beschwere ich mich, schließlich fühle ich mich in der kleinen Nische der Maßband-Anpasser recht wohl. Und mir geht immer wieder das Herz auf, wenn ich von einem Kunden meinen Lieblingssatz höre: „Die Uhr hat mir eigentlich noch nie gefallen, aber mit diesem Band muss ich sie haben!“

Ein wunderbares Dreigestirn: Stahl / Gold / Leder

Natürlich ist vieles eine Geschmackssache, aber vieles scheint den Herstellern schlichtweg zu teuer zu sein. Oder zu viel Arbeit. Oder weit schlimmer: Es ist ihnen einfach egal.

 

%d Bloggern gefällt das: