Uhren vakuumieren – ist der noch ganz frisch?

Eine Warnung vorweg: Dieser Artikel ist nicht für jeden Feingeist geeignet. Es geht um Strangulieren, Einzwängen und Wegschließen.

Eigentlich ging es nur um die Frage, wie kann ich meine Uhren platzsparend und ohne Blessuren lagern. Und zwar nicht in der heimeligen Schmuckschatulle oder der Uhrenvitrine, sondern im Schließfach, in dem alle meine (zum Verkauf stehenden) Uhren ein zeitweises Zuhause finden.

Jeder Ü30-Sammler – also Menschen, die über 30 Uhren angehäuft haben – kennt das Problem: Wohin mit den guten Stücken, die sicher, sauber und kratzfrei aufbewahrt werden möchten? Living in a Box? Da kommt einiges an Volumen zusammen. Frei gestapelt im Tresor? Kratzer in Gold und Edelstahl sind die Folgen. Die bekannten Uhrenboxen bieten zwar ein kuscheliges Zuhause, tragen aber im Bankschließfach ganz schön auf. Eine wirklich sichere und platzsparende Lösung musste her. Preiswert, einfach zu handeln und alltagstauglich.

Ich habe das Netz durchforstet nach passenden Etuis, Schachteln oder Tüten (googeln Sie mal „Schachteln und Tüten“ – aber machen Sie vorher die Türe zu!). Beim Thema geschütztes Aufbewahren bin ich dann auf einen Link gestoßen, der mir Altbekanntes zeigte: Ein Vakuumiergerät. Selbiges benutze ich häufig zum Frischhalten und luftdichten Einfrieren von Wild.

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Luftdicht, staubgeschützt und trotzdem freie Sicht auf die Schönheit

„Nein Herr Strohm – das ist jetzt nicht dein Ernst“ sagte ich zu mir selbst, doch da war ich schon auf dem Weg in den Keller, den ich nebst Gerät und Schweißfolienschlauch wieder verließ. Nun hab ich mir ja selbst nicht getraut und den ersten Versuch mit einer alten Seiko 5 gestartet. Was soll ich sagen: geht! Uhr und Vakuum wohl auf. Dann habe ich einfach weiter gemacht, und das Thema variiert. Das einfache Einschweißen verschließt die Uhr kratzfest und staubgeschützt. Auch der Unterdruck (den man am Gerät einstellen kann) macht einer wasserfesten Uhr nichts aus.

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Für Sicherheits-Fanatiker: Vorher das Gehäuse in Luftpolster wickeln

Will man mehr Schutz und Polsterung, schlägt man die Uhr vor dem Eintüten in ein kleines Stück Luftpolsterfolie. Es ist kein Problem auch Uhren mit integriertem Armband einzuschließen. Sogar die auf einem Kissen aufgespannte Uhr lässt sich stressfrei ersticken. Oder noch platzsparender: mehrere Gehäuse in einer einzigen Folie. Das Tolle dabei: Die Uhren sind durch die transparente Folie zu bewundern und trotzdem perfekt vor Feuchtigkeit geschützt.

Sogar aus reiner Luftpolsterfolie lassen sich mit dem Vakuumierer geschlossene Beutel herstellen. Der Unterdruck funktioniert zwar nicht, aber die Uhr ist sicher und staubfrei eingeschweißt. Für alle Bedenkenträger noch der Hinweis: Ja, ich weiß: wer täglich den Wecker wechselt, wird ihn abends nicht wieder frisch versiegeln. Es geht mir hier um die Aufbewahrung von Uhren, die längerfristig zur Seite gelegt werden. Reine Sammlerstücke, die ansonsten ungeschützt in der Schublade oder der Box landen. Die Folien kann man beschriften, oder einen Hinweiszettel mit einlegen.

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Auch Luftpolsterfolie kann an allen Seiten verschweißt werden.

P.S. Vielleicht kann ich mir das Verfahren patentieren lassen: „Vacuwatch“…wo ist nochmal die Nummer von diesem windigen Patentanwalt…?

P.P.S. Ich mach zwar manchmal Scherze, aber dieser Beitrag ist ernst gemeint. Ich vakuumiere tatsächlich meine Uhren, um sie sicher im Bankschließfach aufzubewahren.

3 Comments

  1. Matthias S. sagt:

    Hallo Herr Strohm, eine gute Idee, auch ich habe das Problem mit dem Uhreneinlagern. Aber sollten nicht auch Sammleruhren ab und zu mal aufgezogen werden und ein wenig laufen? Und man kann das Vakuumiergerät ja nicht mit in die Bank zum Schließfach nehmen …
    Matthias S.

  2. Eva sagt:

    Super Artikel, hat sich sehr gut gelesen. Muss euch mal ein großes Lob da lassen. LG

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