15 Minuten Ruhm
Wie Sie vielleicht wissen, habe ich es in die Zeitung geschafft. Die Saarbrücker zwar, aber dafür in den „überregionalen Teil“. Die erhebliche, fast halbseitige (nicht halbseidene) Dimension des Artikels wird anscheinend nur noch von der Größe des Sommerlochs übertroffen, dem ich die Mehrspaltigkeit der Publikation zu verdanken habe.
Auf den frischen Promi-Status wurde ich von Mutter mittels Fernsprecher aufmerksam gemacht. Morgens kurz nach acht begrüßte sie mich mit den Worten „Jesses, (wir sind im Saarland) heute Morgen schlag ich nichtsahnend die Zeitung auf und denke: „Der Mann grinst genau so im Kreis rum wie mein Sohn.“
Diesbezüglich vorgewarnt konnte ich mich selbst in der Online-Ausgabe der Saarbrücker Zeitung bewundern – in dem Moment schon aufgestiegen zum Z-Promi.
Die erste Beförderung im Celebrity-Ranking erfuhr ich kurz nach Neun am Schalter der ortsansässigen Sparkasse. Die sowieso schon nette junge Dame begrüßte mich mit „Herr Strohm, Sie begegnen mir heute schon zum zweiten Mal“, was ihr ältere Kollege mit verwundertem, aber anerkennendem Blick in meine Richtung quittierte.
Mein Nachbar, der zwei Schalter neben mir sein (Bank)-Geschäft tätigte, grüße breit grinsend mit den Worten: „Na, bringen Sie mal wieder Uhren ins Schließfach“. Somit war dann der bankgeheime Inhalt des Tresors auch für alle anderen Anwesenden geklärt. Zum Glück wird „aufm Dorf“ nicht getratscht. Und so wurde ich D-Promi.
Der Weg führte vom Bank- zum Posthaus, wo es galt einige verkaufte Bücher auf den Weg zu bringen. Hier wurde ich direkt als „der Mann aus der Zeitung“ erkannt und aufgeklärt, dass die freundliche Postbeamtin nun endlich ihre Mutter darüber in Kenntnis setzen konnte, was denn in den Päckchen des Herrn Strohm ist, der sich regelmäßig am Schalter einfindet. Ein Buch über Uhren, was allerdings nicht zum inneren Interessenskreis der Frau Mutter zählte. Hauptsache prominent: C-Upgrade!
An diesem Tage meldeten sich noch ein ehemaliger Schulkamerad („wescht doch noch, mir hann in da erschten Klass newenenanna gehuckt…!“), ein Uhrmacher („…nicht, dass ich keine Arbeit hätte, aber wenn Sie mal wieder…“) und ein halbes Dutzend Sammler, die Expertisen für Ihre Schätze von 56,- bis 5.600,- Euro haben wollten („So von Saarländer zu Saarländer“). Kurz: Ich habe viele nette Menschen kennengelernt.
Ich war im (mindestens) B-Promi-Himmel angelangt, mein Gang wurde ein Stück aufrechter, und ich kann es mir seither nicht immer verkneifen, bei der langsamen Kreisel-Durchfahrt (der beim CIA) im Stile der Queen ins Volk zu winken.
Ich muss jetzt nur lernen zu unterscheiden, ob die Menschen um mich herum echte Freunde sind, oder ob sie sich nur in der Sonne meiner Prominenz wärmen wollen.
Aber eins verspreche ich meinen Lesern: Ich werde mich nicht verändern, ich bleibe der selbe bescheidene Junge von nebenan – nur etwas prominenter.
Kommentar verfassen