Wie die Speedmaster auf den Hund kam – oder war’s umgekehrt?

Eine Mickey Mouse auf der Rolex, Snoopy auf der Omega – was für den horlogeriefernen Zeitableser ein klares Indiz für Kaufhaus-Ramsch wäre, ist für uns Abhängige der Heilige Gral der Sammelleidenschaft. Aber wie ist denn nun die Speedmaster auf den Hund gekommen? Wie hat es der Beagle aus dem berühmten Comic von Charles M. Schulz auf das Zifferblatt (und die Kehrseite) der Moonwatch geschafft.

Omega Snoopy 6

Wir schreiben das Jahr 1968, dies sind die Abenteuer des Raumschiffes Apollo 10 auf seiner Reise zum Mond. Sozusagen die Generalprobe vor der ersten Mondlandung. Traditionsgemäß wurden die Rufzeichen der beiden Raumschiffe von der Mannschaft ausgewählt. Das Apollo-Raumschiff wurde Charlie Brown genannt, die Mondlandefähre Snoopy. Nachdem die Apollo-9-Mannschaft Gumdrop (Fruchtgummi) und Spider (Spinne) als Rufzeichen gewählt hatten, drängten NASA-Manager die Mannschaft von Apollo 11, seriöse Rufzeichen für die erste Mondlandung auszusuchen. Vielleicht wäre sonst statt dem „Eagle“ Calvin oder Hobbes auf dem Mond gelandet.

Seit 1986 ist also Snoopy das offizielle Maskottchen des amerikanischen Raumfahrtprogramms. Denn wer sonst kann solche mehr Flugstunden auf dem Dach einer Hundehütte nachweisen als er? Der Snoopy Award ist die höchste Auszeichnung, die durch NASA-Astronauten denjenigen Individuen oder Unternehmen verliehen wird, welche einen substantiellen Beitrag zum Erfolg einer bemannten Raumfahrtmission liefern. Diese informelle Ehre ist mit keinem Preisgeld verbunden. Weniger als ein Prozent der gesamten Arbeitskräfte erhalten ihn jährlich.

Die Omega Speedmaster hat sich den Preis bei der Apollo 13 Mission verdient. Im April 1970 geriet das Raumschiff in Gefahr, als eine Explosion im Servicemodul einige Energie-, Elektrizitäts- und Lebenserhaltungssysteme beschädigte und teilweise zerstörte. Die Besatzung musste sämtliche Stromkreise mit Ausnahme des Funks abschalten. Auch wurden alle Navigationscomputer und Zeitmesser abgeschaltet, um Energie für die Lebenserhaltungssysteme zu sparen. Die Besatzung war gezwungen, mit ihren Speedmaster-Uhren die Sekunden der Raketenzündung für einen Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zu bestimmen – es stand nur ein Zeitfenster von 14 Sekunden mit einer maximal zehnprozentigen Fehlerabweichung zu Verfügung. Jegliche leichte Abweichung hätte die Kapsel in die Weiten des Alls und die Besatzung in den sicheren Tod geschickt. heute ist der Snoopy Award, ein silberner Pin; im Omega Museum in Biel ausgestellt.

Omega Snoopy 5

Der Vierbeiner in Astronauten-Kluft erschien erstmals 2003 auf einer Speedmaster Sonderedition mit schwarzem Zifferblatt. Die Auflage von 5.441 ist angelehnt an die Dauer der Apollo 13 Mission von genau 142 Stunden, 54 Minuten und 41 Sekunden. Die hier gezeigte schwarze Snoopy wird momentan in gutem Zustand zwischen 7.000,- und 9.000,- Euro gehandelt. Aber Obacht: After market Snoopy Deckel und Zifferblätter gehen bei ebay schon für 250,- bzw. 350,- Euro über die Ladentheke. Und so mancher pimpt seine Standard-Speedy zur Hundeliebhaber-Version. Daher auch immer schön auf ein vollständiges Paket achten. Was immer noch keine Garantie für Echtheit ist… 🙁

Wer mal richtig viele Kröten für einen Köter ausgeben möchte, der bemühe sich um die 2015er Version der Beagle-Uhr – die „Silver Snoopy“. Im September war sie zum Preis von 5.700,- Euro für gefühlte Sekunden verfügbar aber nicht erhältlich. Seit Basel hatten unzählige Vorbestellungen Omega überschwemmt. Doch wenige Minuten später standen sie dann auf den bekannten Marktplätzen und online Auktionshäusern für 12.000,- bis 15.000,- im Schnäppchenregal. Da wurde selbst der (leuchtende) Hund auf dem Zifferblatt verrückt. Die Preise haben sich momentan bei knapp unter 10k eingependelt. Ich habe wenig Hoffnung, dass sie weiter fallen werden, denn die Uhr ist einfach…ich sag’s mal fachmännisch: extrem geil!

Foto: Omega

Foto: Omega

Lassen Sie uns also abwarten, bis Patek Philippe eine „Robbi, Tobbi und das Fliwatüüt“-Edition auf den Markt wirf. Oder Hublot die „Big Beavis & Butthead Bang“ am Handgelenk des Herrn Biver präsentiert. Und dann, ja dann…dann reservieren wir ein paar Dutzend und werden reich! Oder ausgelacht.

 

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d