Uhren fotografieren Teil 2 / Equipment und Vorbereitung

Hier nun der zweite Teil meines kleinen Workshops „Armbanduhren fotografieren“. Teil 1, der sich mit Grundsätzlichem befasst hat und als Einstieg galt, ist als Video zu genießen, und zwar hier:

Armbanduhren fotografieren – Teil 1

Bei diesem zweiten Teil (und den folgenden) gibt es nun so viele Details, die ich auch bebildern möchte, dass die Form des Videos weniger praktikabel ist. Daher habe ich an dieser Stelle das „Eingemachte“ vertextet und fotografiert.

  • Teil 2 befasst sich mit dem Equipment und mit den Vorbereitungen.
  • Teil 3 erklärt die Motivauswahl von Makro bis Wristshot.
  • Teil 4 gibt Einblicke in die einfache Bildbearbeitung

Gerne auch zum Ausdrucken und als kleiner Leitfaden für die ersten eigenen Versuche, die Sammlung fotografisch zu dokumentieren. Es ist nun doch umfänglicher geworden, als ich gedacht (erhofft) hatte. Ich bitte daher um Nachsicht, dass ich an den beiden folgenden Teilen noch einiges zu schreiben habe. Los geht’s.

Das Foto-Equipment.

Kamera und Objektive sind klar. Ohne die läuft nix. Das hätten Sie auch ohne mich gewusst. Ich habe es schon im Video gesagt: der Maßstab für die Bildqualität sind die Objektive – mehr als der Body (der Kamera) an sich. Dazu kommt eine weitere Hardware: Das Stativ.

Ich habe mich dabei hochgedient und mein Tipp, um Geld zu sparen: Investieren Sie gleich richtig. Dreibein, stabil, massiv und flexibel. Kugelkopf, gute Kameraschiene und zum Transport kleines Packmaß. Ein solches Stativ kosten inkl. Kugelkopf zwischen 300 und 500,- Euro. Nach oben ist wie immer alles offen. Preislich weit darunter gibt’s nur den Typ „Zappelphilipp“ – also: vergessen. Ihre Kamera, die mit Objektiv schnell mal 1,5 kg und mehr auf die Waage und die drei Beine bringt, sollte es Ihnen wert sein. Spätestens dann, wenn sie samt billigem Wackelstecken umgefallen ist.

Wichtig für Markoaufnahmen ist die flexible Mittelsäule, die auch seitlich abgeklappt werden kann. So kommt die Kamera bei Bedarf tief runter und nahe dran.

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Noch kurz ein Wort zur Kamera: Für mich bei der Wahl des Modells war entscheidend, dass der Monitor schwenkbar ist. Bei den meisten Shots enorm hilfreich, bei meinen Wristhots unabdingbar, denn sonst fotografiere ich blind. Perfekt für wackelfreie Bilder (und die oben genannten Wristshots) ist ein Fernauslöser. Ich habe einen kabelgebundenen, für wenig Geld auch infrarotgesteuert zu haben.

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Bei den Objektiven greife ich standardmäßig auf zwei verschiedene Arten zurück: Eine Festbrennweite mit Makro und ein wesentlich flexibleres Zoom. Bei den folgenden Bilder sieht man den Bildausschnitt (bei gleicher Kameraposition) von drei Brennweiten:

15mm (eines 15-85mm Zoom) / 60mm Makro Festbrennweite / 100mm Makro Festbrennweite.

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Die von mir benutzen Objektive stammen von Canon, sind allesamt mit integriertem Bildstabilisator ausgerüstet und bewegen sich in der Preisklasse von 650,- / 400,- / 850,- Euro. Nicht billig, aber jeden Euro wert.
Dabei gibt es auch hervorragende Objektive von markenfremden Herstellern (z.B. Tamron) und auch gebraucht sind sie günstiger zu haben. Die Festbrennweite bringen sensationelle Detailschärfe, das Zoom ist geeignet für Packshots oder die Uhren am Arm.

Das Zeugs drumherum

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Jetzt hätten wir die Fotoausrüstung bereits zusammen, kommen wir also zum unverzichtbaren Kleinkram, dessen Fehlen meist erst mitten im Knipsen auffällt. Für mich zählen dazu:

  • Mikrofasertuch
  • weicher Pinsel
  • Uhrenaufsteller
  • Stoffhandschuhe
  • weißes / schwarzes Blatt Papier.
  • Wie und wo eingesetzt – da komme ich dann gleich dazu.
Die Vorbereitungen

ufo17Hört sich simpel an, wird aber regelmäßig vergessen. Die Uhr sollte vor dem Shooting penibelst gereinigt und danach sprichwörtlich nur noch mit Samthandschuhen angefasst werden. Für weiße Uhren nimmt man weiße, für schwarze Uhren nimmt man schwarze Stoffhandschuhe. Und diese Aussage – die nimmt man bitte nicht Ernst – war ein Scherz.

Handschuhe eignen sich auch als Teil des Motivs. Sie können die Uhr gut und individuell im Bild platzieren und es sagt dem Betrachter, dass Sie vorsichtig mit Ihren Uhren umgehen (was Sie ja auch machen…oder?)zenith-pilot-typ-20-2

Nichts ist ärgerlicher als Fingerabdrücke oder Fussel, die erst bei der Bildbearbeitung gesehen werden – wenn der ganze Aufbau schon wieder eingepackt wurde. Dass man eine Uhr auch waschen kann, weiß der Leser von Herr Strohms Uhrsachen. Wenn nicht: Infos dazu HIER.

Insider-Tipp: Automatik-Uhren reinige ich einen Tag vor dem Shooting, denn durch das Rumwurschteln beim Reinigen wird das Werk aufgezogen und läuft. Nichts ist bei einer Langzeitbelichtung störender als ein rennender Sekundenzeiger oder die gezogene Krone, die ihn stoppt. Also – unaufgezogene Uhren vorsichtig einstellen (Zeigerstellung) und ruhend fotografieren.

ufo16Gegen Fussel und Staub lässt sich kaum etwas tun, außer mit einem feinen Pinsel genau vor dem Schuss noch einmal die Uhr zu „entstauben“. Der kleinste Fussel ist bei Makro-Fotos ein absoluter Hingucker – und das wollen Sie bestimmt nicht.

Uhrenaufsteller

Es ist zwar meist nur ein Stück (Edel)Metall, was Sie da fotografieren möchten, aber die Erfahrung zeigt: Irgendwie möchte die Uhr im Bild nicht stillhalten. Sie kippt, wackelt, das Band ist „krumm“… sie nervt halt. Dafür hat der liebe Gott (neben anderen sinnvollen Dingen) auch den Uhrenhalter geschaffen. In den verschiedensten Variationen und Ausführungen. Hier nur die drei Beispiele, die ich benutze und die eigentlich auf den Fotos unsichtbar sein sollen.

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Sie dienen dazu, die Uhr in Form (vor allem das Band) und Richtung zu halten – nicht aber selbst das Foto zu dominieren. Leider wird der Uhrenständer um so auffälliger, je neutraler der Hintergrund wird, wie man an diesem Weiß-Beispiel (links) sieht. Schön ist was anderes.

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Jetzt kommt zu ersten Mal das weiße Blatt Papier zum Einsatz. Auf dem rechten Bild erkennt man, dass ich es zwischen den unteren Teil des Ständers und das Uhrband geschoben habe. Mit der entsprechenden geringen Tiefenschärfe oder etwas Bildbearbeitung wird es auf dem Foto unsichtbar. Wenn Sie jetzt auch noch den Blickwinkel der Kamera verändern und die Uhr frontal ablichten, ist der Ständer komplett verschwunden (keine Wortwitze an dieser Stelle!).

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Zum Bildaufbau kommen wir zwar erst später, aber anhand dieser Nivrel wird die Spannung deutlich, die eine „schräge Komposition“ mit sich bringt. Und der Effekt, den eine überlegte Zeigerstellung hat. Dazu jetzt mehr:

Zeigerstellung

Auf den meisten Fotos ist es 10:08 Uhr oder 13:52 Uhr. Und wissen Sie warum? Weil’s harmonischer aussieht. Wenn dann bei einem Dreizeiger die Sekunde noch auf der 30 steht (siehe oben) – perfekt. Von der Bildkomposition her ist der Zeigerstand eines der wichtigsten Kriterien. Sie glauben gar nicht, wie viel eine willkürliche Uhrzeit am Bild kaputt machen kann.
Vor allem bei Chronometern und anderen Uhren, bei denen „richtig viel Kirmes“ auf dem Zifferblatt ist. Dann sind die Stopp-Anzeigen nicht sichtbar, das Datum verdeckt oder der Namenszug nicht leserlich. Sehr unschön. Getoppt wird das nur noch, wenn zwei oder gar drei Zeiger zufällig übereinander stehen. Sieht aus, als hätte sich der Stundenzeiger verabschiedet.

Und bitte besonders auf’s Datum achten. Zu bestimmten Uhrzeiten, während des Schaltvorganges, sieht es einfach nur defekt aus. Ein wenig Sorgfalt verhindert unnötige Nachfrage eines potentiellen Käufers. Hier ein paar Beispiele:

Jetzt dürften wir mit den Vorbereitungen soweit durch sein und es geht ans Knipsen. Aber erst im dritten Teil meines kleinen Workshops. Wie immer bin ich für weitere Tipps dankbar – dafür habe ich unten eine Kommentar-Spalte bereit gestellt.

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