„Suche Rolex – bitte nur deutsche Modelle anbieten…“ Die Krux mit dem LC

Rolex Sub 114060 BoxSolche und ähnliche Gesuche nach „deutschen“ Rolex(ens) lese ich nicht nur immer häufiger, sie gehen mir auch in gleichem Maße auf den Zeiger (5,-€ in die Wortspielkasse!).

Dabei werden auch wahlweise die Kriterien „LC100“ oder „deutscher Ländercode“ in die Anzeige gestreut. Bei Verkäufern dient dieser Nachweis der Deutschtümelei dazu, den Preis mal gerne um 5-10% nach oben zu korrigieren. Doch was hat es auf sich, mit den teutonischen Krönchen? Ein Klärungsversuch meinerseits:

Rolex versieht seine Uhren als eine von ganz wenigen Marken mit einem sogenannten „Ländercode“ in der Kurzform auch liebevoll „LC“ genannt. Diese Verschlüsselung, die auf allen zur Uhr gehörigen Zertifikaten zu finden ist, dokumentiert das Land, in das die Uhr geliefert wird. Und da Rolex mit vielen Herrenländern und noch mehr fremdländischen Konzessionären ein Auslieferungsabkommen hat, gibt es deren Code-Nummern viele. Numerisch beginnend mit der Schweiz und LC010 über Deutschland (der beliebte LC100) bis zum LC873, der die Submariner als Handelsgut des Staates Guam deklariert.

Rolex Sub schwarz Zerti

Doch Halt: Es gibt auch Absonderlichkeiten. So beansprucht alleine die Schweiz ganze 17 Codes für sich. Und das NATO-Hauptquartier im deutschen Rheindalen schmückt sich mit einem eigenen LC, nämlich der 907. Doch egal wo sie vertickt wird (wieder 5,-€…!), jede einzelne Rolex ist eine waschechte und wasserdichte Schweizerin. Punkt.

Doch warum dann dieser Hype um den LC? Antworten darauf könnten sein: „Weil es Rolex ist? Und wohl um keine Marke der Welt mehr Hype gemacht wird. Sowohl vom Hersteller (das nennt man dann Marketing), also auch von den Käufern (das nennt man dann markenbekloppt).

Eine zweite gern gegebene Antwort lautet: „Das gibt mir die Sicherheit gegenüber dem Zoll“. Soll heißen: Uhren mit LC aus der europäischen Union bedürfen keines Einfuhrzolls. So weit so richtig, aber der außereuropäische LC sagt nichts darüber aus, ob die Uhr legal oder unverzollt in Deutschland eingeführt wurde. Darüber gibt nur ein Kaufbeleg, bzw. notwendige Zollpapiere Auskunft. Und in einem Land, in dem nicht einmal eine generelle Ausweispflicht besteht (ja, Deutschland ist gemeint), in dem wird Sie auch kein Rechtsorgan zwingen können, Box und Papiere all Ihrer tickenden Lieblinge mitzuschleppen. Und eine 30 Jahre alte GMT wird nicht automatisch illegal, nur weil der Vorbesitzer die Papiere verschludert hat.

Kleiner Einschub: das sollte Sie nicht davon abhalten, Uhren-Mitbringsel aus fremden Ländern ggf. ordnungsgemäß zu verzollen, oder auf komplette Papiere beim Gebrauchtkauf zu bestehen.

Abschließend noch ein paar entwirrende Worte: Der LC hat nichts mit der Referenz einer Uhr zu tun (z.B. Ref.16710 bei einer Rolex GMT) und auch nichts mit der Seriennummer. Beides finden Sie geprägt zwischen den Hörnern, also den Bandanstößen der Uhr und bei den neuen Modellen zusätzlich auf der (Plastik)-Garantiekarte.

Rolex 16710 9   Rolex 16710 8

Das alte Zerti zeigte nur die LC und gestanzt („Punched Papers“) die Seriennummer. Anhand der Seriennummer kann das Herstellungsjahr bestimmt werden. Seit 1987 die 999.999 erreicht wurde, zeigt ein vorgestellter Buchstabe das Geburtsjahr an.

Vielleicht konnte dieser kleine Beitrag meines Uhrenblogs den LC entmystifizieren – obwohl ich da herzlich wenig Hoffnung habe. Merke, es gibt keine deutsche Rolex. Sehr wohl aber türkische – die heißen RÖLEX, kosten 35,- Euro und kommen aus Antalya.

Übrigens: Sollten Sie eine Rolex mit dem Ländercode LC768 besitzen: Vorsicht, sie hat „Panama Papers“!


 

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