Was würden Sie tun, wenn Sie im Luxussegment mitspielen möchten? Wenn Sie hochpreisige und wertige Uhren herstellen und sich das Vertrauen der gehobenen Zielgruppe aufbauen möchten? Richtig, Sie würden erst einmal Rabatte von über 50% geben!
Denn nur indem man den Preis seiner Ware selbst halbiert, bleibt sie doppelt wertig beim Kunden in Erinnerung. Das klingt für Sie unlogisch? Für mich auch. Aber es muss doch richtig sein, wenn so eine tolle Marke wie Maurice Lacroix genau das vorexerziert. Und bei „Praktiker“ hat’s ja auch funktioniert (außer bei Tiernahrung).
Die „Calendrier“, die mit knapp 6.000,- Euro in der Preisliste steht und die „Les Classiques“ für 3.550,- Euro auch kein Billigheimer. Viel – nein sehr viel Geld für Uhren aus einer Manufaktur, die von den meisten Liebhabern selten mit dem Begriff „Wertstabilität“ in Verbindung gebracht wird. Und das – wenn’s nach den Uhren geht – leider zu Unrecht. Doch in Zeiten, in denen mehr für Marke und Image, als für Werk und Qualität bezahlt wird, hat es Maurice Lacroix doppelt schwer. Vielleicht daher die Idee mit dem halben Preis? Genauer gesagt: 55% und 52% Rabatt.
Dabei hört sich das auf der Homepage doch ganz anders an:
„Maurice Lacroix hat sich ein klares Ziel gesetzt: Einerseits mit konsequenter Pflege der langen Tradition der Schweizer Uhrmacherkunst und dem Einhalten deren hohen Standards, andererseits mit eigenen innovativen Entwicklungen in den Bereichen Komplikationen und Werke sowie mit zeitgenössischem Design und ausgesprochener Passion fürs Detail aussergewöhnliche Zeitmesser zu kreieren.“
Da machen auch die 12 Stunden Verkaufszeit von Samstagabend bis Sonntagmorgen Sinn. Die dem stationären Handel als Einnahmezeit natürlich dank Ladenöffnungsgesetz verwehrt bleiben. Wenn der Offline-Juwelier nach einem harten und wenig erfolgreichen Verkaufs-Samstag die Füße hochlegt und sich Strategien überlegt, wie er die wunderbaren Uhren von ML endlich an Mann und Frau bringt. Was werden die jubeln. Wenn Montagmorgen die ersten Kunden die gerade (mit 25% Rabatt) gekaufte „Calendrier“ auf den Ladentisch knallen und eine Nachrabattierung verlangen.
Und spätestens in dem Moment wird sich der Konzi vornehmen, die nächste Kollektion nicht ab Werk, sondern direkt bei „brands4friends“ einzukaufen. Und darauf hoffen, dass dann bei ihm seine Kunden gerne den doppelten (also regulären) Preis für die neue Uhr bezahlen.
(Fotos: Hersteller)