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„Die sieht aber zum Glück nicht aus wie eine Rolex…“

„…da könnte sogar ich mir vorstellen, mal eine zu tragen.“

Diesen Satz in endlosen Variationen bekomme ich als Sammler und als Händler immer wieder zu hören. Warum? Weil es um Rolex geht. Nicht irgendeine Uhrenmarke, nein, für viele DIE Marke mit dem Krönchen. Und zu Rolex hat nun auch wirklich jeder was zu sagen. Wie zum Thema Porsche oder Bayern München. Ähnlich wie bei der Sportwagenmarke aus Zuffenhausen muss man diese Uhr nicht besessen haben, nicht einmal in der Hand muss man sie gehalten haben, um trotzdem (oder gerade deshalb) eine fachlich fundierte und niemals emotionsfreie Meinung lauthals zu äußern. Und so scheint sich – wie bei Porsche – die Welt in Besitzer und Nichtbesitzer einer Rolex zu splitten. Als ob wir sonst keine Probleme hätten.

In jeden Gespräch zwischen Uhreninteressierten kommt irgendwann zwangsläufig das Thema auf Rolex. Sollte es das erste Aufeinandertreffen der beiden Diskutanten sein, setzt an dieser Stelle meist eine kleine, erwartungsvolle Pause ein, denn der darauffolgende Satz ordnet mein Gegenüber in Pro oder Contra (Rolex) ein. Im Folgenden begründen die Besitzer, oft weit ausholend, warum sie denn eine oder mehrere Kronen besitzen. Gerne genommen wird „Werterhalt“ – nie genannt wird „Statussymbol“ oder „weil ich es mir leisten kann“. Wer keine Rolex besitzt begründet das gerne damit, dass es „einfach nicht seine Uhr sei“, dass natürlich Werterhalt auch Qualität außer Frage stünden, aber irgendwie…also irgendwie ist eine Seiko auch eine tolle Uhr. Was dann schnellstens und nachdrücklich vom Gegenüber bestätigt wird. Dann gehen sie auseinander, beide mit der Gewissheit, dass „so einer“ nun wirklich kein ernstzunehmender Uhrenkenner sein kann.

„Ich suche was wirklich Werthaltiges“ ist eines der am häufigsten genannten Auswahlkriterien beim Uhrenkauf-Beratungsgespräch. Und das führt zwangsläufig zu Rolex. Denn ob ich es gut finde, gerechtfertigt oder maßlos überzogen: Die Marke gehört mit zum Wertbeständigsten, was der Gebrauchtuhrenmarkt zu bieten hat. Auch Bayern München ist es egal, ob Sie den Verein lieben – sie sind zum sechsten Mal Meister geworden.

Der zweithäufigste Satz im oben genannten Gespräch lautet: „Ich kann es mir nicht leisten, so was zu tragen!“ Mit „leisten“ ist nicht das Finanzielle gemeint und mit „so was“ (inkl. leicht empörter Stimmlagenanhebung) eine … Sie wissen schon. Und jetzt endlich kommen wir zur Überschrift zurück und den Uhren, deren Bilder Sie sich jetzt schon seit ein paar Minuten anschauen: Zwei vom Stahl befreite Milgauss an bezahlbarem Leder, die bei fast allen „Semi-Interessierten“ die einhellige Reaktion hervorrufen: „…die sieht aber zum Glück nicht aus wie eine Rolex!“ DIE könnte gefallen, OBWOHL es sich um eine Krone handelt.

An einem meiner gutlaunigen Tage stelle ich dann meist die Gegenfrage, wie denn eine typische Rolex aussähe. Meine Lieblingsantwort ist immer noch: „Wie die schwarze, mit dem Glasknubbel, die aussieht wie eine Marcello C.“

Wir können also zusammenfassen: Rolex kann froh sein, dass sie Rolexe (wie heißt eigentlich der Plural?) bauen, die nicht wie von Rolex aussehen. Hört sich jetzt für eingefleischte Fans der Marke komisch an, ist aber so. Ich kann nur sagen, dass diese (und es ist bereits die Dritte in kurzer Zeit) schwarze Milgauss an Leder die Uhr mit der kürzesten Verweildauer im Shop ist, inkl. doppelter Vorbestellung.

Und sollte ich Sie demnächst auf der Autobahn überholen, immer dran denken: Mein Wagen sieht zum Glück nicht aus wie ein Porsche, aber vielleicht…wer weiß…

 

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