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Maßanzüge für exklusive Uhren

Oder: Die Renaissance der Bandarbeit.

„Ich suche eine edle, braune Uhr“, sagte mein Freund, der wusste, dass ich in der Materie nicht ganz unbedarft bin. Ein kleiner Satz als Beginn eines großen Missverständnisses. Denn meine spontanen Vorschläge, unterstützt von entsprechendem Smartphone-Bildmaterial quittierte er mit einem verwunderten Kopfschütteln: „Nicht das Ziffernblatt – das Band soll braun sein.“
Diese, seither ziemlich häufig gemachten Erfahrung mit dem Kundenblickwinkel, hat mich zu dem Schluss kommen lassen: Das Erscheinungsbild einer Uhr wird zu 50% vom Uhrenband geprägt. Mindestens!
Ein Satz, den jeder Bandliebhaber unterschreibt und jeder Uhrenhersteller auf’s Heftigste dementiert. Schließlich hat seine Manufaktur Jahre der Entwicklung und höchste Uhrmacherkunst in jedes einzelne Edelstahl- oder Goldgehäuse gesteckt – im Fachterminus „Einschalen“ genannt. Die Form und die Funktion des Uhrenbandes scheint in der Haute Horlogerie oft sekundär. Ähnlich dem Rad am Automobil, das nur rollt, weil es vom Motor angetrieben wird. Das Band hält den Zeitmesser am Arm – nicht mehr und nicht weniger.

Von Hause aus trägt die Speedmaster ein Stahlband – doch individuell wird sie erst an Leder, wie dieses Beispiel von „Corrigia“ zeigt.

Diese trügerische Sichtweise wird gerade vom Beispiel des Autorades widerlegt. Verwandelt doch eine hochwertige Felge die biedere Familienkutsche in einen individuellen Sportler – unabhängig von der Motorleistung. Im Gegensatz zum automobilen Zubehörhandel, den sich die Hersteller längst zurückerobert haben, muss man bei einer teuren Uhr auf markenfremde (aftermarket) Hersteller zurückgreifen, um sein Schmuckstück zu „tunen“.

Als Vorreiter der Bandwechsel-Bewegung gelten die Paneristi, die Besitzer jener italienischen Kampfschwimmer- und Taucheruhren, die ob der Größe auch als Bleiweste einsetzbar wären. Die ersten Panerai-Uhren mit ihrem typischen wie großvolumigen Kronenschutz und Sicherheitsbügel glichen ihren Mangel an Individualität durch die hohe Kompatibilität für grobe und breite Lederbänder aus. Nicht wenige Besitzer gaben mehr für ihre Bänder-Sammlung als für die Uhr selbst aus.

Eine Uhr und tausend Bänder. Die Paneristi zogen als erste so richtig vom Leder. Foto: Mays-Berlin

Aufgrund der hohen Nachfrage, der ungewöhnlichen Breite der Bänder und der oft recht „rustikalen“ Herstellungsmethoden, wagten sich auch handwerkliche Laien an die Lederverarbeitung. Stolz präsentierte man die Ergebnisse in Internetforen und schuf so Angebot und Nachfrage parallel zum etablierten Uhrenbandhandel und jenseits des klassischen Sattler-Handwerks. Die bekanntesten und besten Maßschneider in der Nische der handgefertigten Bänder haben aus ihrer Passion eine Profession gemacht, einige davon betreiben es immer noch als „Nebenerwerb“, was die hohe Qualität ihrer Arbeit in keinster Weise mindert. Mays-Berlin, Maddog-Straps, Corrigia oder Greenpilot-watchstraps erfüllen im „Ein-bis-drei-Mann/Frau-Betrieb“ fast alle Kundenwünsche, die sich mit Leder und fester Naht produzieren lassen. Dass der Aufwand lohnt, wissen auch die Großen der Branche, wie z.B. die Manufaktur Kaufmann aus Mühlheim, wo knapp 20% des Auftragsvolumens aus Sonderwünschen bestehen.

Schnell mal Anna von Mays-Berlin bei der Arbeit über die Schulter geschaut:

Eines haben alle Hersteller gemeinsam: Sie verdienen ihr Geld damit, dass viele werkseitig montierte Uhrenbänder – auch im gehobenen Preissegment jenseits der Fünftausendergrenze – als (nett ausgedrückt) Zumutung gelten können. Mit der Geschmeidigkeit eines Frühstücksbrettchens schmerzen krokogeprägte Hartleder am Handgelenk. Ein Uhrenband muss sich genauso wenig „eintragen“ wie teure Schuhe. Entweder sie passen oder nicht. Die vorhin schon bemängelte Wertschätzung des Bandes durch die Uhrenhersteller zeigt sich am deutlichsten in den hauseigenen Marketingtexten. Seitenweise Abhandlungen über Werk und Komplikationen und ein einziger Nebensatz zum Rest: „Band aus schwarzem Krokoleder.“ Porsche hätte die Lacher aus seiner Seite, stünde im Prospekt zu lesen: „Rad aus Felge und Gummi.“

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich der Controler auch beim Verkaufspreis im hohen fünfstelligen Bereich noch als Sparfuchs profilieren möchte – und im Uhrenband ein passendes Opfer gefunden hat. Ein Alligator aus Louisiana wird durch die Billigverarbeitung in China nicht unbedingt tragbarer.
Dass ein solch preiswerter Einkauf nur selten dem Kunden zugute kommt, erkennt man in den Preislisten des herstellereigenen Zubehörs. Da kosten dann lederne „Originalbänder“ deutscher und Schweizer Luxusmarken gerne mal zwischen 350,- und 500,- Euro – ohne Schließe! Ein vergleichbares Band mindestens gleicher Qualität und dazu in Größe und Farbe genau auf Ihr Handgelenk angepasst, gibt’s beim Maßschneider schon mal für die Hälfte. Nicht selten bei genau der Adresse, die auch für das „Originalband“ verantwortlich ist.

Es gibt auch bei Lederbändern Farben jenseits von schwarz und braun:

Wenn ich schon über „Original“ und „aftermarket“ rede, möchte ich auf die verschiedenen Stufen der Individualität eingehen. Zum besseren Verständnis lehne ich mich an die Kriterien an, die wir aus der Herrenmode kennen.
Das Originalband haben wir abgehandelt, ich nenne es auch die„Serienausstattung“der Uhr, meist von externen Anbietern, wenn auch mit dem Markenlogo versehen.
Aus dem gut sortierten Uhrenhandel kennen Sie wahrscheinlich die drehbaren Displays mit Bändern verschiedenster Farben und Abmessungen. „Konfektionsware“in Preissegment zwischen 15,- und 50,- Euro. Massenware von meist mittlerer Qualität.

Wer es ein wenig individueller haben möchte, muss sich schon bei den vorher genannten Band-Manufakturen umsehen. Online findet man viele Beispiele für passende und ungewöhnliche Uhr-Band-Kombinationen. Sollten Sie in diesem Artikel zum ersten Mal gelesen haben, dass man Bänder auch wechseln kann, ist das die beste und schnellste Inspirationsquelle auf dem Weg zum eigenen Stil.
Vorgegebene Designs, die Sie in der Länge der beiden Bandteile und der Anzahl der Löcher variieren können. Vergleichbar mit dem „made-to-measure“,das bei edlen Anzugschneidern angeboten wird. Preislich liegen die Uhrenbänder bei 80,- bis 120,- Euro, hier macht das Leder die Musik – und den Preis – für den Sie eine wirklich gute Qualität verlangen können.
Bleibt noch die „bespoke“-Variante, also die absolute Maßanfertigung. Jegliche Komponenten des Bandes sind frei wählbar, was die Wahl zur Qual und gerade für einen Einsteiger fast unmöglich macht. Hier zwei Bespoken-Beispiele für eine Panerai (Maddog-Straps) und meine Lieblings-Monaco (Greenpilot-watchstraps):

Neben der Länge und der Breite des Bandes (gemessen am Anschluss zum Gehäuse und an der Schließe), dürfen Sie die Dicke (nicht jedes Band passt an jede Uhr), die Zahl der Löcher (meist drei oder fünf) und die Schließe (Dorn, Falt, Doppelfalt…) wählen. Und jetzt kommen wir erst zur Optik: Je nach Anbieter stehen Ihnen dann Dutzende Lederarten in zig Farben zur Verfügung. Und da sind Rind, Pferd oder Kroko erst der Anfang. Wie wäre es mit Kaiman, Hai oder Perlrochen, Python oder Strauß? Sollten Sie sich für einen Exoten entscheiden, was nicht jedermanns Sache ist, bitte achten Sie auf das CITES- Zertifikat, also die artenschutzrechtliche Freigabe.

Jetzt nur noch schnell entscheiden, ob das Band flach oder bombiert, glänzend oder matt, ach ja, über die Nahtfarbe und -form müssen wir ja auch noch reden… Jetzt wissen Sie, warum für eine Maßanfertigung zwischen 4-8 Arbeitsstunden veranschlagt werden – und gerne auch mal 250,- bis 400,- Euro.
Doch das Beste daran: Die individuelle Beratung bei individuellen Bändern ist im Preis enthalten. Man wird Sie gerne und ausführlich beraten, welches Band zu Ihrer Uhr und zu Ihnen passt. Am Telefon oder vor Ort.

Über solche speziellen Anfertigungen muss man einfach vorher ausführlich reden

Einige Hundert Euro an „Nebenkosten“ sind auf den ersten Blick eine Menge Geld für ein Stück Leder, dass ja nur dafür sorgt, dass die Uhr nicht runterfällt. Ich garantiere Ihnen aber, dass Sie nach Ihrem ersten „Maßband“ nichts anderes mehr an Ihre Uhren (und an Ihr Handgelenk) lassen. Es mag nicht jedermanns Geschmack sein, einer Rolex Submariner oder einer Omega Speedmaster, die man nur an Stahl kennt, Leder anzulegen. Doch wenn Sie sich darauf einlassen werden Sie sehen, dass Sie ab jetzt zum Preis eines guten Bandes eine zweite, komplett andere Uhr besitzen. Sie entscheiden mit der Bandwahl, ob Ihr Zeitmesser sportlich oder elegant, dezent oder laut auftritt.

Elegant oder sportlich? Oft eine Frage des Bandes.

Alle Uhren in meinem persönlichen Besitz sind individuell gekleidet. Fast alle hochwertigen Uhren in meinem Shop habe ich mit einem maßgeschneiderten Band versehen. So manche wertvolle, aber graue Maus wurde ab dieser Sekunde zum neuen „Must have“ eines begeisterten Kunden. Nicht selten mit den Worten: „Die Uhr hat mich eigentlich nie interessiert, aber mit DEM Band muss ich sie haben!“

Manchmal ist es halt Zeit für einen Wechsel – einen Bandwechsel.
Jede Menge Ideen und Bänder finden Sie in meinem Shop „Bandwexel“.
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