Daniel Stroms Uhrsache: Der Erzengel

 

Wie kann man sich eine Uhr aus der „Agonium“-Serie von Daniel Strom vorstellen? Man nehme (gedanklich) eine Junghans Max Bill – und male sich genau das Gegenteil aus. Dann potenziere man dies, und gebe jeweils eine fette Prise Harley, Rammstein und HR Giger dazu und… ach schauen Sie doch selbst.

Vor einigen Wochen ist mir ein seltener Doppelschlag gelungen. Ich konnte eine Uhr erwerben, die a) kaum auf dem zweiten Markt zu finden ist und b) aus einem Hause stammt, dessen Uhren ich bisher noch nicht in Händen hielt. Dass dem Namensgeber und Markeninhaber in der langen Familientradition irgendwo ein „h“ im Nachnamen verloren ging – es sei ihm verziehen.

Daniel Strom bringt seit 2001 unter der Firmierung „Strom Prestige Swiss Timepieces“ Uhren der ganz besonderen Art auf den Markt. Könnte man die „Cruizer Collection“ fast noch mainstream nennen, so hat er sich mit den Kunstwerken der „Agonium“-Serie eine wirkliche Alleinstellung verdient.

Dabei fing doch alles uhrsächlich normal im Leben des Herrn im mittleren Alter an. Sein Vater Armin dürfte den Uhrenliebhabern ebenfalls ein Begriff sein. Der Meister der Skelettierung hat sich zwar aus dem aktiven Geschäft aus Altersgründen zurückgezogen, seine Marke „Armin Strom“ wird aber dank der Herren Michel und Greisler fortgeführt und weiterentwickelt. Seit 2017 bieten die Schweizer einen Online-Uhrenkonfigurator, mit dem ich – beginnend bei rund 10.000,- CHF – mein Handgelenk individualisieren lassen kann.

Zurück zum Sohn, der unter Herrn Hayek eine wirklich vorzeigbare Karriere bei Omega hinlegte. Es war seine Idee (und nicht die von „M“), dass 007 eine Seamaster trägt. Doch dem Herrn Strom stand der Sinn nach Eigenem – seeehr Eigenem.

Jetzt aber endlich mal zur Uhr. Das von mir erworbene Stück beschreibt Strom selbst als „Skulptuhr“. Der Name „Agonium“ stammt aus dem Römerreich und bezeichnete Festivitäten, bei denen den Göttern Tieropfer dargebracht wurden. Schwache Gemüter werden sich beim Erstkontakt mit der Uhr heute noch zu Tode erschrecken. Dass der Mann hinter der Uhr begeisterter Biker ist – da wären Sie jetzt nie drauf gekommen, oder? Er sieht sich selbst wie seine Zielgruppe: 30-60 Jahre, liebt Rock, Bikes, Oldtimer. Ist begeistert von Musik und Kunst. Ist selbstständig und auf der Suche nach Neuem.

Wichtig scheint mir das mit der Selbstständigkeit – denn unter der Hemdmanschette des Filialleiters der Volksbank Websweiler-Biegelsbrück ist die Uhr ein No-Go.

Die Preisfindung ließ mich schmunzeln: Die Uhr gibt’s ab genau 9.999 CHF! Nicht mal 10k – ein Schnapper. Spaß beiseite, was hier für die Fränkli geboten wird, ist ziemlich konkurrenzlos. Denn wir reden hier nicht von läppischem „Bicolor“, bei Strom (und bei Strohm) kommt Goldschmiedekunst aus Silber und Rotgold ans Handgelenk. Und das in einer limitierten Auflage von nur 88 Stück. Mein hier gezeigtes „Archangeli“ Dark Mother-of-Pearl Silver (das ist kein Album von Iron Maiden, sondern die Modellbezeichnung) hat folgende Spezifikationen:

Referenz: C12-01.AG.90
Außengehäuse: Silber 925 / Rotgold 18k, Schweizer Handarbeit
Innengehäuse: Edelstahl mit doppelt gewölbtem und entspiegeltem Saphirglas
Wasserdicht: 50m
Breite: 43mm ohne 50mm mit Krone
Höhe: 39mm ohne 46,5mm mit Anstössen
Dicke: 11,8mm Gehäuse ist gewölbt
Werk: Schweizer Automatikwerk
Zifferblatt: Perlmutt mit aufgesetzten rovergoldeten Indizes
Zeiger: Stahlzeiger rot vergoldet
Lederband: Krokodil in schwarz, braun, blau oder weiss
Schließe: Silber 925 Schweizer Handarbeit
Limitierung auf 88 Stk.

Die namensgebenden und wunderbar modellierten Erzengel sind wirklich ein Hingucker. Auf der Internetseite von Strom ist viel Mystisch-philosophisches darüber zu lesen, ich sag nur: geil! Die perfekte Uhr für PTMs (wer den Begriff nicht kennt, unbedingt in den Uhrforen googeln). Zur Agonium-Kollektion gehören noch die Modellreihen Memento Mori, Draco, Michaeli und Nethuns II. Und ja, Sie sehen so aus wie sie sich anhören.

Nun mag für viele Männer ein Perlmutt-Zifferblatt schon ein Ausbund an Verwegenheit sein – in Verbindung mit diesem Gehäuse wird die Uhr endgültig zum Spalter. Eine „Archangeli“ kauft man nicht aus Zufall oder als „Einstieg in die Uhrenwelt“. Eine Daniel Strom ist ein Statement. Oder auch ein Wunschbild, eine Flucht aus dem langweiligen Alltag. Hier ein wenig Harley, dort ein Schuss Gothic und viel Wild Boy. Sei’s drum, Spaß macht sie auf jeden Fall. Und auch bei den Damen scheint das Modell beliebt, denn das an der Uhr montierte schwarze Lederarmband kann kaum das Handgelenk des 120-Kilo-Bikers umschlingen. Daher habe ich mir das abgebildete graubraune Vintage von Corrigia anfertigen lassen – passt.

Sollten Sie sich nicht nur ührlich, sondern auch geschäftlich an die Marke binden wollen, Daniel Strom bietet auf seiner Homepage eine „Crowdinvest“ an, bei dem Sie ab 1.000,-CHF ein Stück vom Kuchen und den Uhren abhaben können.

So, ich telefoniere jetzt mal mit meinem Harley-Dealer (und vorab mit der Fahrschule). Die passende Uhr hab ich, wäre doch gelacht, wenn aus mir nicht noch ein Biker würde…

Mehr zu dieser außergewöhnlichen Uhr (und auch sie selbst) finden Sie in meinem Shop www.derzeitvertreiber.com  Mehr von Herrn Strohms Uhrsachen erhalten Sie tastaturfrisch, wenn Sie den Blog abonnieren – unten links finden Sie den entsprechenden Button.

Fotos: Daniel Strom, Bernhard Strohm

2 Comments

  1. Antje sagt:

    Geil,
    Angaben zum Uhrwerk werden da zur Nebensache.
    Ist ja eh mehr Kunst als Uhr.

    Ganghenaue grüsse Antje

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