Von diebischen Zöllnern und zerstörerischen Juwelieren

Über Sanktionen bei der Einfuhr oder dem Besitz von Fake-Uhren wird oft spekuliert und Erschreckendes verbreitet. Vieles ist so falsch wie die China-RELOX selbst.

Vorab: Lassen Sie uns an dieser Stelle keine Diskussion über den Unsinn (Sinn gibt es keinen) von gefälschten Uhren beginnen. Meine Meinung dazu können Sie in mehreren Beiträgen dieses Blogs nachlesen. Trotzdem befasse ich mich mit dem Thema, um einige Irrtümer auszuräumen und kontraproduktive Diskussionen zu beenden.

Irrtum Nr.1: Der Besitz eines Fakes ist strafbar.

Dem ist nicht so, auch wenn man eigentlich wegen Dummheit bestraft werden sollte. Als Privatperson dürfen Sie eine gefälschte Uhr besitzen. Zum reinen Privatvergnügen, wenn es denn eins sein sollte. Es kann Sie nicht einmal jemand dran hindern zu behaupten, sie sei echt. Ausgenommen, diese Aussage wäre Teil eines Verkaufsgespräches – dann handeln Sie in betrügerischer Absicht. Und Handeln mit Fakes ist in Deutschland verboten.

Irrtum Nr.2: Die Einfuhr eines Fakes ist verboten.

Nicht einmal das ist strafbar. Wenn auch gefühlt 30% des Gepäckgewichtes von Türkei-Rückkehrern aus gefälschten Markenprodukten bestehen, so ist die persönliche, mit einer reise verbundene Einfuhr aus nichteuropäischen Ländern in „Maßen“ legal.

Auf der Homepage der Bundesregierung ist nachzulesen:

Gefälschte Markenartikel: Solange der Wert von Plagiaten die Reisefreigrenze von 430 Euro (Flug- und Seereisende) nicht überschreitet, ist der Import unbedenklich.

Es gilt der Wert des Plagiates, nicht des Originals. Und wir reden hier auch von Mitbringseln einer Reise, nicht der Einfuhr auf dem Postwege. Denn dann wäre die Ware auf jeden Fall noch zu verzollen (2-4%) und die gesetzliche Mehrwertsteuer des Empfängerlandes (bei uns derzeit 19%) zu entrichten. Unabhängig ob echt oder nicht. Dabei ist die Zollbehörde beispielsweise durch die §§ 146 ff. Markengesetz ermächtigt, (potentielle) Nachahmungen aus dem Verkehr zu ziehen. Sie können überprüft und ggf. einbehalten werden. Als Privatperson, die nicht damit handelt (auch Mehrfachverkauf bei ebay kann ein gewerbliches Handeln darstellen), sind Sie keinem Regress ausgesetzt – außer dass Ihr China-Schnäppchen nie bei Ihnen ankommt.

Voraussetzung ist immer, dass Sie nicht mit der Ware handeln. 20 gefälschte Submariner à 20,- Euro liegen zwar noch im Warenwert unter der genannten Obergrenze. Aber Sie werden dem netten Zöllner schwerlich klar machen können, dass Sie zwanzig Mal das selbe Modell nur für sich gekauft haben. Er wird Sie als Händler und damit als Strafezahler einstufen.

roelex

Nein, das ist kein wertvoller Fehldruck auf dem Zifferblatt…

 Irrtum Nr.3: Der Uhrmacher oder Konzessionär darf ein Fake einziehen und zerstören.

Darf er nicht. Und würde er es tun, kann er wegen Diebstahl und Sachbeschädigung belangt werden. Aus den ersten beiden Punkten ergibt sich logisch, dass eine nicht strafrelevante Sache auch nicht eingezogen und schon gar nicht vernichtet werden darf. Weder aus eigener Lust und Laune, noch auf Anweisung eines Markenherstellers.

Die uns bekannten Bilder der Dampfwalze und den unterlegenen Cartier-Uhren zeigt gefälschte Ware aus dem verbotenen Handel mit selbiger.

Natürlich darf – und sollte – sich der Uhrmacher weigern, an den Repliken herumzudoktern oder die Batterie einer Submariner zu wechseln (ja, gab’s alles schon). Er darf ins Gewissen reden, dem Kunden zürnen und ihn mit Liebesentzug strafen – das wars dann auch schon.

Und die Moral von der Geschicht’?

Jetzt wissen Sie also, dass es durchaus möglich ist, ein billiges Fake in Deutschland zu besitzen, sogar es einzuführen.

Sie sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass die Hersteller der Uhr immer noch Fälscher sind, die sich einen Dreck um Urheberrechte und Patente kümmern und Arbeitsplätze bei den Unternehmen gefährden, die die Rechte besitzen. Und dass Sie dieses Treiben mit Ihrem Kauf unterstützen.

Nein, Sie besitzen dann keine 35-Dollar-Rolex. Und Sie sind auch nicht „extrem clever“ weil Sie nicht „das völlig überteuerte Original“ gekauft haben. Sie haben sich gefälschten Sch… im Wert von nicht mal zwei Dollar andrehen lassen. Und damit stellen Sie sich mit der Uhr an Ihrem Handgelenk auf eine Stufe: Sie beide sind nichts weiter als billige Blender.

Sorry, es ging gerade durch mit mir. Weiß ich doch genau, dass die Leser von Herrn Strohms Uhrsachen nie eine RELOX oder eine TÜDOR ans Handgelenk lassen würden…oder? Hand drauf.

12 Comments

  1. the Phil sagt:

    Was ist denn mit historischen Modellen wie der 6538 oder der 6542 die man gerne neben seiner Gens im Schrank haben möchte aber dank der radiumzifferblätter nicht unbedingt in der onkologie landen will? Abgesehen vom beschaffungspreis sind die meisten auch dank des alters auch viellleicht nicht mehr tragfähig. Was ist, wenn man diese liebevoll selber zusammenbaut, sich ein ETA bestellt, reprinted Dials und Kronen bei Auktionsh-äusern zusammenkratzt die passen könnten, sich ein Ast angefreut wird wenn man eine Bakelitlünette bei Mr.Weng für 200$ bekommt.. Nächte langes vergleichen von Zifferblätterabweichungen mit Hilfe grenzenlos überteuerter Mondani Büchern, das ist doch Leidenschaft.

    Als wissende werden bestimmt auch einige die schwierige Namensgebung von Omega „Replica“ kennen. Ich finde das ist ein sehr breites Feld und wenn man nicht aufpasst, landet man schnell bei der UhrenAFD.. Uhren sollen in erster Linie das Herz in Halbschwingungen versetzen und keinen Hass sähen!

  2. Tilo Wachter sagt:

    Lese Ihren Blog und besitze dennoch seit 1996 eine in Saigon auf der Straße erworbene Oliginal old Lolex für 25$. Wunderschöne Phantasieuhr, die mechanisch zuverlässig läuft und für die es kein Vorbild gibt. Trage sie sehr gerne in Abwechslung zu ner Y-LV, Red Submariner Mark II und Bart Simpson sowie 15 anderen mehr oder weniger schönen und teils einzigartigen Uhren. Die sind aber alle echt und im Originalzustand…

  3. Peter D. sagt:

    Lieber Peter,

    was glauben sie wer die teure Ausbildung des Herrn Professor finanziert hat???
    Jeder ist verpflichtet der Gemeinschaft das zu geben, was seinen Fähigkeiten und seinen Möglichkeiten am besten entspricht
    Wenn hier jemand etwas vermischt scheinen sie es zu sein. Gleichheit hat nichts mit Sozialismus zu tun.
    Was sie hier kolportieren ist leider eine sehr egoistische, elitäre Sicht einer Gesellschaft, die auf Ungleichheit und abstrusen Wertvorstellungen basiert.
    Vermutlich vertreten sie auch die Überzeugung, dass Kinderarmut, Altersarmut,
    soziale Ungerechtigkeit ein Problem ist für das die Betroffenen selbst die Verantwortung tragen.
    Nein, dies ist das Resultat derer, die im Grunde psychotherapeutische Hilfe benötigen, da sie mit dem Konsum von Luxusartikeln den Ersatz eines elementaren Bedürfnis versuchen zu befriedigen.
    Dem Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung.
    Wer sich heutzutage am Luxus einer Prolex oder eines Porsche etc. aufgeilt, ist m.M. nach ein empathieloser Egomane.
    Beim Blick auf ihre Luxusuhr soll ihnen dieses jedesmal gegenwärtig sein.
    Lesen sie mal den Klassiker von Erich Fromm “ Haben und Sein “ oder wenn sie mit Quantenphysik etwas anfangen können, John Gribbin “ Auf der Suche nach Schrödingers Katze “ da wird ihr alt hergebrachtes materielles Welbild schnell pulverisiert werden.

    Um allen Unkenrufen vorzubeugen, die da lauten könnten “ was macht denn dieser Sonderling in unserer schönen heilen Luxusuhren – Kinderkrabbelgruppe „, ja, ich werde mich von diesem Forum abmelden und lasse sie gerne in ihrer Selbstzufriedenheit zurück.

    „Jeder ist verpflichtet der Gemeinschaft das zu geben, was seinen Fähigkeiten und seinen Möglichkeiten am besten entspricht.“
    So gesehen scheinen ihre Fähigkeiten doch sehr beschränkt zu sein.

    Geniessen sie ihren spätkapitalistischen Materialismus, solange es noch geht.
    Immer gerne zu Diensten
    P.D.

    • Herr Strohm sagt:

      Da ich eigentlich keine Kommentare lösche, bleibt dieser als letzter zum Thema von P.D. hier stehen, weiter Antworten DARAUF werde ich nicht veröffentlichen, gebe aber gerne die Mailadressen des jeweils anderen weiter. Das heißt nicht, dass das Thema unwichtig ist oder nicht geführt werden sollte. Allerdings wie schon angedeutet, nicht unbedingt in „unserer schönen heilen Luxusuhren – Kinderkrabbelgruppe“. So schließe ich als Kindergärtner das Thema.

  4. Peter sagt:

    Das Leben berechtigt nicht, dass sich jeder alles leisten kann.
    Das ging im Sozialismus schief. Im Übrigen kann man ja mal ermitteln, ob die Arbeitsleistung eines Müllwerkers, KFZ-Mechanikers, Friseurs genau so wertvoll ist wie der eines Professors, um das Beispiel aufzugreifen. Der eine bringt als wenig ausgebildeter Mensch den Abfall aller weg, der andere sorgt für die Ausbildung der Menschen, damit die all das produzieren können, was auch der Müllwerker zuhause hat. Spülmaschine, Auto, Fernseher und vieles mehr. Ohne den Professor gäbe es keine Ausbildung und keinen Fortschritt. Auch wenn manche das so nicht erkennen können, dann liegt es möglicherweise an der Perspektive. Ob der Professor ein besserer Mensch ist, das steht hier nicht zur Disposition, allein der Wert der ausgeführten Arbeitsleistung. Das wird aber leider sehr oft vermischt und verwechselt.

    Und wer keine Rolex kaufen kann, kann ja eine Seiko, Switch oder sonstiges kaufen. Die Zeit anzeigen können die alle. Es gibt kein Grundrecht auf Luxusartikel.

  5. Peter D. sagt:

    Würde ein Müllwerker, dessen Arbeit zweifelsfrei essentiell für unsere Gesellschaft ist, ebenso entlohnt werden, wie der Herr Professor, oder der von Steuergeldern subventionierte Diletanten Bänker, dann könnte er sich auch eine echte Tudor leisten. Aber darüber will sich ja die herrschaftliche Arroganz keine Gedanken machen.
    Der Wert materieller Güter wird nicht über den Preis definiert, eher über die Affektiertheit derer, die auf Grund mangelnder Personality ein paar Brillies an der Rolex brauchen. Das sind meines Erachtens die wahren Blender.
    Wer hier behauptet der Wert bzw. die Persönlichkeit eines Menschen hängt von der Echtheit seiner
    “ Luxusuhr“ ab, der kotzt mich an. Denn Reichtum ist nicht der Verdienst des Einzelnen, sondern der Privilegien einer unsozialen Gesellschaft.
    Also reden sie sich weiter ein mit ihrer Cartier zur Elite der Gesellschaft zu gehören, wäre auch schade, ihr Weltbild würde erschüttert.
    Zweifelsohne ist eine Tag Heuer eine wunderschöne Uhr, ebenso wie ein Dali, oder ein Van Gogh ein wunderschönes Gemälde ist.
    Aber ist denn gleich jeder ein Blender der sich kein original Monet leisten kann, würde mich mal interessieren was bei ihnen so an den Wänden hängt. Bestimmt alles Originale.
    Also mal ein bisschen Respekt denen gegenüber, die jeden Tag von den Privilegierten ausgebeutet werden.
    Habe selten so ein oberflächliches, unreflektiertes Gesülze gelesen. Sorry Herr Strohm!
    Werde jetzt in mein Ferrarie einsteigen und mit 350km/h die Autobahn entlang heizen, bei ca 45l / 100km Verbrauch, ha ha ha….. was kost die Welt……..

    • so in etwa ist es, aber warum nachdenken, bevor man über Menschen (vor)urteilt, ist doch so viel einfacher und Beifall ? um den muss man sich nicht sorgen.
      Wäre besser, wenn man sich mit hervorragenden Sachverstand um Uhren kümmern würde, als um die, ehr unwichtigen Träger.

  6. Wer ein Blender ist, entscheidet nicht der Kaufpreis einer Uhr und auch nicht ob nachgemacht oder nicht, manchmal aber sitzen die Träger in einem Boot, auch die Träger von unendlich teuren Uhren, oder gerade die ?
    So einfach ist es im Leben eben meist nicht, auch wenn man dem Mainstrohm hinterherläuft.
    Sorry, es ging gerade durch mit mir durch 🙂

  7. Thomas sagt:

    Hand drauf – keine Fake Rolex 😉 ich schwöre 🤘

  8. funontrack sagt:

    da ist der Herr Strohm, derselbige, aber wieder mal um Längen pingeliger als der Zöllner….. und wer gesteht eigentlich einer kleinen schweizer Firma das Recht zu Nachbauten einer (un)echten Taiwa(h)n Relox unter dem Fantasienamen Rolex zu einem total überhöhten Preis zu verhökern?

  9. Andre´ Weymann sagt:

    Wie immer prima und unterhaltsam geschrieben! Danke dafür.

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