Strap-Test: Vintagebänder von „Corrigia“

Wie die Leser von Herrn Strohms Uhrsachen sicherlich wissen, bin ich ein ausgesprochener Verfechter und Träger von guten Armbändern. Damit meine ich in diesem Fall diejenigen, die man meist links und inklusive Armbanduhr trägt. Da meine zornigen Worte schon auf manchen Luxusuhrenhersteller nieder-, aber meist auch ungehört abgeprallt sind, bin ich dazu übergegangen, die Sache mit dem Uhrenarmbändern in die eigene Hand zu nehmen.

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Ich bin zwar kein Fan von Lack aber von Leder. So können sich auch meine klassischen Stahl-Sportys nicht dagegen wehren, dass sie des Metalles beraubt und mit neuem / alten Leder verschönert werden. Veganer aller Länder: Ihr möget mir verzeihen.

Schon ein weiser Uhrenblogger sagte: „An jede Uhr passt Leder pur – aucher an Taucher!“

Dieser Bericht ist also genauer genommen ein Doppel-Test (zum Preis von einem!). Er soll nicht nur die Frage beantwortet was, sondern auch dass man Vintage-Straps an alle Federstege dieser Welt anösen kann.

Ich besitze nun eine kleine (Spässle g’macht) Auswahl an Vintage-Bänder in der Konfektions-Größen 18-26, die ich hurtig und recht geübt wechselweise an meine Zeiteisen montiere. Als Bezugsquellen dienten die altbekannten Armbanduhrversandhändler/innen, der Konzi um die Ecke, ebay oder Tauschbörsen. Zuzüglich einem Maßschneider aus Berlin mit Namen Mays, der mir schon einige Uhren verschönt und deren Tragekomfort enorm erhöht hat. Die Messlatte liegt also hoch.

Die beiden Bänder um die es heute vorrangig geht stammen aus dem Hause „Corrigia“. Über die Homepage bin ich in einem Uhrenforum gestolpert und das was ich sah, hat mich sofort angesprochen („Kauf mich!“). Also direkt mal Kontakt aufgenommen zum netten Herrn Cengi Bilgic.

Mensch, denk ich mir, bei den Namen Corrigia und Cengi Bilgic lässt sich die Wiege der Bänder exakt verorten: Karlsruhe. Ist jetzt beim Online-Handel nicht soooo von Bedeutung – ich wollt’s halt nur mal erwähnen.

Ich blättere also ausgiebig im virtuellen Katalog und finde so Einiges, was ich mir am Handgelenk und meinen Schmuckstücken richtig gut vorstellen kann. Entschieden habe ich mich dann für die Modelle „Elios Toschi“ in 20/18mm und „Teseo Tesei“ in 22/18mm.SLC-siluro-a-lenta-corsa2

Wie der informierte Uhrologe natürlich weiß, sind das die beiden Jungs als Bella Italia, die den bemannten Torpedo „SLC-Maiale“ entwickelt haben, der sich auch auf dem Zifferblatt einer meiner PAMs wiederfindet.

2016-06-09 09.34.13Nach ca. 7 Wochen (avisiert waren 3-4) trafen dann beide Bänder per Post und nicht wie erhofft per U-Boot, ein. Es sei verziehen, da diese neue Serie noch der neuen Werkzeuge bedurfte. Nett verpackt im Holzkistchen, gebettet auf Kaffeebohnen (wegen Feuchtigkeit und Geruch), begleitet vom handgeschriebenen Gruß – so mag das der Werbefuzzi in mir. Wehrmutstropfen: Die georderten Schließen waren leider ausverkauft, da hab ich auf die Schnelle was aus der Schublade gekramt. Also bitte ausschließlich auf die Bänder schauen, ich besorge mir gerade Schließen in „schön“.

Im nächsten Schritt habe ich ein paar Freiwillige gecastet, in meinem Fall fast ausschließlich Supermodels der Agentur „Haut Horlogerie“. Gekommen sind sie nackt, aber zum Glück bekam jede was Passendes zum Anziehen.

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Erster optischer Eindruck: Klasse, die Bänder halten, was die Bilder versprochen haben. Während das Toschi farblich mit dem Foto identisch ist, weicht das Tesei ins Dunkle ab. Aber es ist nun mal Handarbeit und Einzelstück – und eigentlich gefällt mir die gelieferte Farbe noch besser.

Ganz kurz noch was zu den Preisen:

Elios Toschio: ab 146,- €

Teseo Tesei: rund 200,- € je nach Variante.

Damit im mittleren bis gehobenen Preissegment der handgemachten Bänder.

Hier die Produktinfos der Bänder von der Hersteller-Homepage, dazu meine ausgewählten Models

 „L19 – Teseo Tesei-Limited Edition“

Straptest15Das Band „L19 – Teseo Tesei“ wurde mit aufwendigen Techniken vollständig von Hand gefertigt. Das Leder wird dabei in einem speziellen Verfahren mit Naturöl gegerbt, dadurch hat das Lederband einen Fettgehalt von 28 Prozent (Normal sind es 10-12 Prozent). Somit bleibt das Band trotz seiner Stärke  geschmeidig, biegsam und wasserabweisend. 


Größe/Maße/Gewicht

  • Stärke: 4,5 mm „Gerade Verlauf“
  • Lochanzahl: 5 Löcher

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Herstellungsart

  • Gerade Verlauf:Bei der Bauart „Gerade Verlauf“ hat das Band durchgehend die gleiche Stärke ca. 4mm auf beiden Seiten.
  • Die Löcher wurden passend für die OEM-Schließen gestanzt und eine Schlaufe wurde eingenäht. Das ermöglicht eine perfekte Passgenauigkeit für die OEM-Schließe. 
  • Jedes einzelne Nahtloch wird mit einer antiken Stechahle per Hand gestanzt und mit Wachsgarn doppelt handvernäht.
  • Die Schließe und der erste Keeper sitzen in einer Schlaufe
  • Ein loser Keeper

 „K09 – Elios Toschi“

Omega SpeedmasterDas „K09 –  Elios Toschi“ wird mit aufwendigen Techniken vollständig von Hand gefertigt. Wegen ihres authentischen Charakters empfehlen wir das Kampfschwimmer-Band,  mit einer eingenähten „Knife Edge“ Schließe zu bestellen.

Größe/Maße/Gewicht

  • Stärke: 3 mm bei „2 Fache Falttechnik“
  • Lochanzahl: 5 Löcher (bis 145mm )  oder 6 Löcher (Ab 145mm)
  • Die Länge und Breite kann durch den Konfigurator bestimmt werden

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Herstellungsart

  • Wenn Sie das Band ohne eingenähte Schließe bestellen, werden die Löcher passend für die OEM-Schließen gestanzt und die Schlaufe wird eingenäht. Das ermöglicht eine perfekte Passgenauigkeit für die OEM-Schließe. 
  • Jedes einzelne Nahtloch wird mit einer antiken Stechahle per Hand gestanzt und mit Wachsgarn doppelt handvernäht.
  • Die Schließe und der erste Keeper sitzen in einer Schlaufe
  • Ein loser Keeper
  • Schließentyp kann individuell ausgewählt werden

Für beide Bänder gilt:

 Verwendete Materialien

  • Weiches und hochwertiges Rindsleder aus italienischer Gerberei.
  • Reissfestes und stabiles Wachsgarn aus italienischer Herstellung!
  • Bienenwachs Lederbalsam (harz- und säurefrei)

Tradition und Leidenschaft

  • Das Band wird durch historische Falt- und Nähtechniken der 1950er Jahre hergestellt.Von der alten Ahle über das antike Ledermesser bis hin zu alten Lederhobel werden ausschließlich nur antikes Werkzeug benutzt.
  • Die Vintage-Erscheinungen und Abnutzungsspuren werden in stundenlanger Handarbeit durch schleifen und polieren realisiert. Dabei wird das Leder nicht nachträglich mit Farbe bemalen und es werden keine Chemikalien verwendet.

Zum Schluss wird das Band mit Meerwasser und Lederfett behandelt.

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Meine ganz persönliche Wertung:

Beide Bänder haben mich überzeugt, sowohl bei der Optik als auch bei der Verarbeitung. Der schmale Grad zwischen Used-Look und Handwerkskunst ist gut getroffen. Der gewünschte Vintage-Eindruck ist schon beim ersten Tragen vorhanden. An den richtigen Stellen „gebraucht“ und trotzdem nagelneu. Das können nur ganz wenige. Bei der normalen Bandlänge und einem Handgelenks-Umfang von 18,5 cm braucht niemand noch einen zweiten (losen) Keeper. Aber was man hat, das hat man.

Und da bin ich auch schon bei den zwei kleinen „abers“, wenns um die Verarbeitung geht:

Die genähten Schlaufen zur Montage der Federstege sind zumindest beim Modell „Elios Toschi“ überdimensioniert. Zu weit erschwert die Montage, da die Federstege rausrutschen und sich schwerlich in den Löchern der Hörner fixieren lassen. Hier täten ein paar „Tubes“ gut, wie wir sie von den Panerai Bändern kennen.

Der Kollege „Teseo Tesei“ behindert das Schließen des Bandes mit einem zu weichen eingenähten Keeper, der für das Bandende fast schon zu eng (bei beiden Modellen) daher kommt. Dadurch hält das Bandende natürlich perfekt, beim häufigen An- und Ablegen einer Uhr kann das aber schnell nerven und führt zu Verschleiß am Keeper. Der Tragekomfort beider Bänder ist erstklassig. Weich und anschmiegsam, nie nervend oder scheuernd. So soll es sei – volle Punktzahl.

Zum Vergleich habe ich mal ein wenig Bandsalat aus meiner Schublade angerichtet, um zu zeigen, was heute alles die Bezeichnung „Vintage“ vor dich her trägt. Da hätten wir von links nach rechts:

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  • Die beiden „Corrigias“, deren Qualität sich seit den letzten fünf Zeilen nicht verändert hat.
  • „Rios 1931“ in der Qualitätsstufe „für 24,- Euro kannste nix sagen“, in der Haptik aber sehr nahe an einem Stückchen Kautschuk.
  • Pferdeleder aus der Serie „Vintage – Horse Edition“ aus Italien. Wenn ich es noch zwei Jahre reite, wird es bestimmt weich. Rund 80,- Euro und das Geld auch wert.
  • Der ebay Shop von „Buran“ bietet diese dünnen Raulederbänder für 25,- Euro. Leichte „Lederläppchen“, die sich klasse tragen. Ich habe einige davon und bin immer wieder angetan.
  • Eines meiner vielen Vintage-Bänder von Mays. Tragen sich weich und auf den Millimeter maßgeschneidert, wie man es von Bändern oberhalb der 200,- Euro erwarten kann.
  • Ein in Spanien handgemachtes „Lederbrett“ der Marke „Absolute Frechheit“, gefunden und leider auch für 45,- Euro gekauft bei ebay. Das Tier zu diesem „Leder“ gehört ausgerottet.

Straptest19In der Seitenansicht (gleiche Reihenfolge) sieht man auch die Dicke der Bänder.

Abschließendes Urteil:

Gute Bänder mit kleinen Einschränkungen. Top-Tragekomfort in einem guten Preis-Leistungsverhältnis. Feines Sortiment und persönlicher Service.

Famose letzte Worte:

Leute, es wird Zeit zu wechseln. Das Leben ist zu kurz für beschissene Standard-Bänder zu überhöhten Preisen. Maßfertiger sind eine echte Alternative, die den Tragekomfort entscheidend (!!) verbessern. An eine Multitausender-Uhr gehört kein Billigband.

Und an alle, die miese Billigbänder herstellen: Ihr sollt verurteilt werden sie Tag und Nacht zu tragen – bei 42 °C – oder in der Hölle.

Und abschließend, alle Models* beim gemeinsamen Auftritt.

Dresser und Klassiker - Vintage kann jedem zu Gesicht stehen.

Dresser und Klassiker – Vintage kann jedem zu Gesicht stehen.

 

*Sollten Sie sich in die „Sinn“ verliebt haben, HIER finden Sie die Kontaktdaten

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