Wer braucht schon mehr als einen Zeiger? – Ein Besuch bei „Botta-Design“

Der Kontakt zu Botta-Design kam schon im letzten Jahr zustande, weil ich einfach mal alle deutschen Uhrenhersteller mit meiner „Warum Männer Uhren mögen“-Kampagne belästigt habe. Und so erreichte mich vor knapp sechs Monaten der Anruf von Klaus Botta. Man könnte sich doch mal zusammensetzen, so unverbindlich und mal reden. Über Uhren, Marketing und sowieso.

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Hat dann aber doch eine Zeit gedauert, bis ein Termin gefunden wurde und ich mich auf den Weg in den Taunus gemacht habe. Königstein, nicht die schlechteste Adresse im Umfeld von Frankfurt, ist die Heimat der kleinen aber feinen Design-Manufaktur von Klaus und Anke Botta und ihrem Team, bestehend aus den beiden Designern Thomas Pfaff und Mykhaylo Falkovych.

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Aha, dachte sich der Herr Strohm, selbst Designer mit Diplom (allerdings aus dem Bereich Kommunikation, nicht Produkt), die kommen von der Optik, nicht vom Uhrwerk. Da sind wir mal gespannt (Pluralis majestatis), ob sich mit ihnen über Geschmack trefflich streiten lässt.

Ich muss voraus schicken, dass meine Einzeiger-Phase mit einer „Meistersinger“ begann und mit einer zweiten endete. Für mich doch zu viel „Nix genaues weiß man nicht“, wenn’s um die Ermittlung der exakten Uhrzeit geht. Also war ich sehr gespannt, wer und was mich denn im schönen Taunus erwartet.

Es wurden schließlich ein über sechs Stunden wirklich angeregtes und interessantes Gespräch und Fachsimpeln über Uhren, Design und die Branche. Auch beim kleinen (Restaurant und Wirt) Italiener um die Ecke ging es um das, was wir alle lieben: Gute Uhren.
Das Team versteht sein Handwerk. Das zeigen nicht nur die durchdachten Designs für die verschiedensten Evolutionsstufen von Botta-Zeitmessern, sondern auch die insgesamt 55 Design-Awards für Produkte aus dem Königsteiner Büro.

Mir geht ja das Herz auf, wenn ich mal zwei Dutzend Uhren aus den verschiedensten Schaffens-Perioden befingern darf – und man dann wirklich Wert auf meine Meinung legt. Waren die ersten Uhren für mich zu sehr Design und zu wenig (im haptischen Sinne) Uhr, so hat man bei den aktuellen Modellen wirklich einen ausgewachsenen und entsprechend schweren Zeitmesser am Handgelenk.

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Ob es nun auch noch die Quarz-Varianten geben muss, darüber lässt sich streiten. Über die Qualität des verwendeten und auf höhere Ganggenauigkeit einregulierten ETA 2824-2 bestimmt nicht.
Doch beim Pionier der Einzeigeruhren schauen die Kunden wohl sowieso mehr auf’s Äußere. Und auch auf den Preis, wie es scheint. Die mechanischen Modelle liegen alle unterhalb der 900 Euro, keiner der „Quarzer“ springt über die 400,- Euro Marke.
Ich finde, viel guter Geschmack für nicht viel Geld.
Da platziert sich „Meistersinger“ zwischen 1.1 und knapp 4k.

Für die Hälfte einer Botta kann man eine „Slow“ aus der Schweiz erwerben, allerdings nur in Quarz. Für mich ein wenig „zu nah dran“ am Design aus dem Taunus. Aber anscheinend ist auch in der Uhrenbranche das Nachahmen eine Art von Kompliment. Ich bleib da lieber beim Original.

Vor allem, da ich jetzt die Menschen und deren Herzblut kenne, die hinter den Uhren stecken. Nochmal danke für den interessanten Tag in Königstein. Er hat meiner Erkenntnis wieder einmal Nahrung gegeben, dass man für gute Uhren und gutes Design nicht die Grenze zur Schweiz überschreiten muss.

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